Österreichische Drohnen für Südkorea

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Die Firma Schiebel beliefert die südkoreanische Marine mit unbemannten und unbewaffneten „Camcoptern“. Das Außenamt erhob Einwände gegen den Export, das Wirtschaftsministerium wischte sie beiseite.

Wien. Die koreanische Halbinsel ist möglicherweise nur noch einen Schuss von einem Krieg entfernt. Fast täglich stößt das stalinistische Regime nördlich des 38. Breitengrads neue militärische Drohungen aus. Zuletzt schleppte die nordkoreanische Armee zwei Mittelstreckenraketen mit dem Zug an ihre Ostküste, um sie dort auf mobile Abschussrampen zu montieren. Südkorea brachte daraufhin Abwehr- und Radarsysteme in Stellung. Zur Aufklärung verfügen die Streitkräfte des Südens jedoch noch über andere Mittel: nur 3,11 Meter lang und 110 Kilo leicht – Drohnen aus Österreich.
Die in der Wiener Margaretenstraße ansässige Firma Schiebel hat die südkoreanische Marine mit etwa zehn „Camcoptern S-100“ ausgestattet. Die österreichischen Behörden waren sich uneinig, ob sie den Export der unbemannten und auch unbewaffneten Fluggeräte in die Gefahrenzone zulassen sollten. Das Außenministerium sprach sich gegen die Lieferung aus. Aus dem Antrag von Schiebel gehe eindeutig die militärische Verwendung der Produkte hervor, hieß es vergangenen Oktober in der amtlichen Stellungnahme vom Minoritenplatz. Eine Gefährdung der Stabilität in der Region könne nicht ausgeschlossen werden.

Damit berührten die Diplomaten einen Paragrafen des Außenwirtschaftsgesetzes, demzufolge der österreichische Staat ein derartiges Geschäft auch unterbinden könnte. Doch das Bundeswirtschaftsministerium setzte sich über die Bedenken hinweg. Es gab grünes Licht. Bei Ausfuhranträgen für „Dual-Use-Güter“, die sowohl zivil als auch militärisch eingesetzt werden können, liegt die Entscheidungskompetenz beim Wirtschaftsministerium. Die Ressorts für Äußeres, Inneres und Verteidigung werden bloß eingebunden. Meist herrscht Einklang. Diesmal beunruhigte die Beamten im Außenministerium jedoch der Adressat der Drohnenlieferung: die südkoreanische Marine. Dem Wirtschaftsministerium bereitet dies jedoch kein Kopfzerbrechen. Die gesetzlichen Kriterien seien „auch in Hinblick auf Endverwender und Endverwendungszweck“ erfüllt worden, hieß es auf Anfrage der „Presse“.

Schon länger Deals mit Seoul


Firmenchef Hans-Georg Schiebel war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Er ist schon länger im Geschäft mit Südkorea. Im Mai des Vorjahres stürzte ein unbemannter Hubschrauber in der Hafenstadt Incheon ab und traf dabei ausgerechnet das Kontrollfahrzeug; ein slowakischer Ingenieur starb.
Das Elektronikunternehmen ist mit seinen Helikopterdrohnen international erfolgreich. Serienmäßig werden die Fluggeräte seit September 2006 in einem modernen Werk in Wiener Neustadt hergestellt. Die Kunden stammen aus den USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Jordanien, Australien und anderen Staaten.
Für Aufsehen sorgte eine Lieferung an das Regime des mittlerweile gestürzten libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi. Die Camcopter seien für Kontrollflüge entlang der libyschen Grenze vorgesehen gewesen und hätten dabei helfen sollen, Bootsflüchtlinge in Not ausfindig zu machen, rechtfertigte sich Firmenchef Hans-Georg Schiebel damals. In Erklärungsnotstand geriet er auch, als man seine Drohnen auf einem chinesischen Kriegsschiff sichtete.

Als Waffen nicht geeignet


Wobei: Als Waffen eignen sich die Schiebel-Drohnen nicht. Die Minihelikopter sind zu klein und zu leicht, um effektive Geschosse tragen zu können. Im Internet findet man zwar eine Aufnahme von der Farnborough Airshow nahe London, das einen mit leichten Raketen bestückten Camcopter zeigt. Doch die Drohne könnte mit einem derart großen Gewicht nicht weit fliegen. Ihre Nutzlast beträgt lediglich 50 Kilogramm.
Konstruiert hat Schiebel die mit Kameras ausgestatteten Camcopter ursprünglich, um Minen aus der Luft zu orten. Mittlerweile steigen die ferngesteuerten Fluggeräte meistens auf, damit sie Pipelines, Betriebsgelände oder Grenzen überwachen. In einer Werbebroschüre weist Schiebel jedoch auch ausdrücklich auf militärische Einsatzmöglichkeiten hin.

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