Neues Sonnwendviertel: Wohnen beim Bahnhof

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THEMENBILD: BAUSTELLE WIENER HAUPTBAHNHOFAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Hinter dem Hauptbahnhof entsteht ein Wohnviertel. Für einen Teil davon wurde jetzt ein neuer Masterplan präsentiert. Erstmals wurde ein Wiener Bauprojekt durch Diskussionen mit allen Beteiligten erarbeitet.

Wien/G.b. Zwischen der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou und dem roten Favoritner Bezirksvize Josef Kaindl herrschten Donnerstagabend koalitionäre Einigkeit und Freude. Von einer „Jahrhundertchance für Favoriten“ sprach Kaindl, von einem „impulsgebenden Vorzeigeprojekt“ Vassilakou.

Das Lob galt einem Stadtplanungsprojekt, das die beiden gemeinsam mit Herbert Logar, Geschäftsführer des ÖBB-Immobilienmanagements, präsentierten. Südlich des derzeit in Bau befindlichen Hauptbahnhofs entsteht ja derzeit ein großes Stadtviertel – das Sonnwendviertel. Ein Teil ist bereits in konkreter Planung bzw. schon in Bau. Der östlich vom Helmut-Zilk-Park (er wird heuer noch angelegt) liegende Teil ist noch Baustellengebiet. Ab 2016 sollen hier Wohnungen für rund 3500Menschen angeboten werden.

Das Projekt östlich des Zilk-Parks weist einige Besonderheiten auf. Das Viertel und die Gebäude orientieren sich „an den Qualitäten gründerzeitlicher Stadtteile“ – wozu unter anderem eine kleinteilige Parzellierung der Grundstücke beitragen soll. Wichtig sei auch, so Vassilakou, dass „nutzungsoffene“ Strukturen geplant sind. Das heißt, wenn dann tatsächlich gebaut wird, kann man flexibler sein. So soll die Widmung etwa auch Häuser mit größeren Raumhöhen ermöglichen. Dazu sollen auch die Erdgeschoßzonen gezielter belebt und auch höher werden dürfen. Es werden auch interessierte künftige Bewohner eingeladen, um sich als Baugruppe selbst ihren eigenen Wohnraum zu errichten.

Das Areal sieht auch in verkehrsplanerischer Hinsicht Neues vor. Straßen werden an den Rand verlegt, die Fußgängerrouten attraktiver gemacht – Schnellbahn und U-Bahn sind nur wenige Minuten Gehweg entfernt. Und Garagen wandern nicht unter die Erde, sondern sind als „Quartiersgaragen“ oberirdisch am Rande des Viertels geplant. Damit sind sie nicht nur billiger in der Errichtung, sondern halten auch den Lärm der dahinterliegenden Bahn ab.

Das Projekt ist das erste kooperative Verfahren, das die Stadt Wien mit den Planern und den ÖBB gemeinsam durchgeführt hat. Das heißt, dass das Endprodukt nicht durch einen Wettbewerb ermittelt, sondern in monatelangen Diskussionen zwischen allen Beteiligten erarbeitet worden ist. „Das ist ein Paradigmenwechsel“, sagt Architekt Max Rieder, der betont hat, dass er für sechs Planungsteams spreche.

Für das Viertel östlich des Zilk-Parks gab es bereits einen Masterplan. Dieser habe aber zu wenig städtisches Leben zugelassen, sagt Vassilakou. Daher sei er jetzt im Zuge des kooperativen Planungsverfahrens überarbeitet worden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2013)

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