Gerüchte um Giftmord an Dichter: Nerudas Leiche wurde exhumiert

Geruechte Giftmord Dichter Nerudas
Geruechte Giftmord Dichter Nerudas(c) EPA (FELIPE TRUEBA)
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Experten untersuchen die sterblichen Überreste des Nobelpreisträgers. Die KP glaubt, Pablo Neruda sei 1973 vom chilenischen Militärregime unter General Augusto Pinochet getötet worden.

Santiago de chile/Apa/Afp. Fast 40 Jahre ist es her, dass der chilenische Dichter Pablo Neruda verstarb. Doch um seinen Tod ranken sich bis heute wilde Gerüchte. Um endlich Klarheit über die Umstände von Nerudas Ableben zu schaffen, exhumierten am Dienstag Experten den Leichnam des Poeten. Offiziell fiel Neruda am 11. September 1973 im Alter von 69 Jahren einem Krebsleiden zum Opfer. Doch es gibt auch eine These, der überzeugte Kommunist sei von der chilenischen Militärjunta unter General Augusto Pinochet vergiftet worden. Diese Theorie wird vor allem von der Kommunistischen Partei Chiles vertreten, die im Dezember die Exhumierung beantragt hatte.

Forensikexperten und Ermittler der Polizei errichteten bereits am Wochenende über dem Grab im Garten von Nerudas einstigem Haus in der Küstenstadt Isla Negra ein Spezialzelt, um Schaulustigen den Blick auf die Arbeiten zu verwehren. Der Leiter der Gerichtsmedizin, Patricio Bustos, gab bekannt, dass die sterblichen Überreste des Dichters zunächst in die Gerichtsmedizin im 120 Kilometer entfernten Santiago de Chile gebracht werden. Es sei nicht ausgeschlossen, dass danach auch einige Untersuchungen im Ausland vorgenommen werden könnten, so Bustos. Wann mit Ergebnissen zu rechnen ist, sagte er nicht.

Mit Injektion im Spital umgebracht?

Die Gerüchte um eine Vergiftung Nerudas waren zuletzt auch von dessen Sekretär und Fahrer Manuel Araya angeheizt worden. Der Dichter sei kurz vor seinem Tod in eine Klinik gebracht worden sei, wo man ihm eine „mysteriöse Spritze“ verabreicht habe, sagte Araya aus. Die Pablo-Neruda-Stiftung wies bisher jegliche Mordtheorien zurück.

Bekannt wurde Neruda insbesondere durch seine Liebesgedichte sowie durch den „Canto General“, ein episches Gedicht über Südamerikas Geschichte. 1971 wurde er mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Die Werke des Autors, der zu den führenden Mitgliedern der KP Chiles zählte, waren während der Militärdiktatur zwischen 1973 und 1990 verboten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2013)

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