Niemetz mag man eben: Manner bietet für Schwedenbomben

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Auch Heindl hat ein Angebot gelegt. Ein Verkauf als Alternative zum Sanierungssplan ist bei der Niemetz-Gruppe eine Überlegung wert. Die Gläubiger wollen die 20-Prozent-Quote nicht akzeptieren.

Der bekannte Wiener Schnittenproduzent Manner will offenbar den schwer angeschlagenen Schwedenbombenhersteller Niemetz kaufen. Das teilte Manner am Dienstagnachmittag mit. Man habe dem Niemetz-Masseverwalter Stephan Riel "ein indikatives Angebot für eine Übernahme übergeben", hieß es in einer Adhoc-Meldung. Details wollte man auf APA-Nachfrage nicht bekannt geben. Manner galt schon bisher als einer der Hauptfavoriten im Rennen um Niemetz.

Aber Manner ist nicht der einzige, der Appetit auf die Schwedenbombenfirma Niemetz hat. Auch die Wiener Confiserie Heindl hat ein Übernahmeangebot gelegt. "Die Marke würde gut zu uns passen. Außerdem haben wir die Maschinen und könnten nahtlos einsteigen“, zitiert das "WirtschaftsBlatt" vorab in seiner Mittwochausgabe Firmenchef Walter Heindl. Er glaubt, gut im Rennen zu liegen. Heindl würde einen Teil der Niemetz-Mitarbeiter übernehmen und die Produktion ins eigene Haus verlegen. Heindl, zu dem auch die Pischinger-Waffeln gehören, produziert in Wien-Liesing. Heindl würde die Marke Schwedenbomben „so, wie sie derzeit ist“ erhalten.

"Schaumrollenkönig" Guschlbauer aus St. Willibald wollte auf APA-Nachfrage nicht sagen, ob ein Angebot gelegt wurde: "Interesse haben wir aber auf jeden Fall", sagte Eigentümer Karl Guschlbauer. Interesse an Niemetz soll auch eine türkische Gruppe mit deutschem Hintergrund zeigen. Weiters soll sich der Mühlviertler Süßwarenspezialist Kastner interessieren. Dem Vernehmen nach gibt es insgesamt 14 Angebote.

Klärung über Verkauf binnen zwei Wochen

Der insolvente Traditionsbetrieb Niemetz braucht Geld. Denn die von den Gläubigern angestrebte Quote könne nicht aus dem laufenden Betrieb bezahlt werden, informierte Roman Tahbaz vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV) nach der heutigen Prüfungstagsatzung die APA. Ob das Unternehmen verkauft werden muss, werde sich bereits in ein bis zwei Wochen entscheiden.

Prinzipiell gibt es laut Tahbaz zwei Möglichkeiten für die Zukunft des Unternehmens. Einerseits kann sich die Niemetz-Gruppe bemühen, mithilfe eines Kreditgebers oder durch Eigenkapital zusätzliches Geld zu holen. Sollte dies nicht machbar sein, muss das Unternehmen "unter fremder Flagge" weitergeführt - sprich: verkauft - werden. Diese Entscheidung müsse schon in ein bis zwei Wochen fallen, da für die Sommermonate traditionell ein Umsatzrückgang bei den Schwedenbomben zu erwarten sei und deshalb mangels Liquidität der laufende Betrieb nicht mehr garantiert werden könne.

Gesellschafterbeitrag oder Verkauf

Masseverwalter Stephan Riel, der in der heutigen Tagsatzung am Handelsgericht Auskunft über den Status quo des Unternehmens gab und den Sanierungsplan vorstellte, bestätigte dies in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA. "Die Walter Niemetz Süßwarenfabrik - Fabrikation v. Zucker-, Schokolade-, Konditorei- u. Dauerbackwaren GmbH & Co KG wird den von ihr vorgelegten Sanierungsplan (derzeit ist eine Quote von 20 Prozent angeboten) zu verbessern haben. Zur Erfüllung des Sanierungsplanes wird ein wesentlicher Beitrag der Gesellschafter notwendig sein", heißt es in den Schreiben. "Alternativ werden die Möglichkeiten einer übertragenden Sanierung des Unternehmens durch Verkauf des lebenden Unternehmens geprüft", hält Riel fest.

Dank der hohen Nachfrage infolge diverser Kaufaufrufe von Schwedenbomben-Fans im Internet produziert Niemetz derzeit kostendeckend. Laut Masseverwalter ist die Produktion im Rahmen der technischen Möglichkeiten ausgelastet. Im März wurde ein Umsatz von einer Million Euro erwirtschaftet - "eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr", so Riel.

Sechs Millionen Euro an Forderungen

Laut Informationen des KSV wurden von den Gläubigern insgesamt 6,1 Millionen Euro an Forderungen angemeldet. Davon wurden bereits 2,6 Millionen Euro als "feststehend" anerkannt. Das heißt, dieser Betrag wird jedenfalls bei der Quotenausschüttung berücksichtigt. Man könne allerdings damit rechnen, dass sich die Summe im Laufe der noch nicht abgeschlossenen Prüfung noch auf etwa 4,5 Millionen Euro erhöhen werde, sagte Tahbaz.

Der letzte Stichtag für Niemetz ist jedenfalls der 7. Mai. Dann werden die Gläubiger endgültig über den Sanierungsplan abstimmen.

(APA)

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