Schwedenbomben-Rettung: Manner will Niemetz kaufen

Manner will Niemetz kaufen
Manner will Niemetz kaufen(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Der Schnittenhersteller Manner interessiert sich für das insolvente Unternehmen Niemetz. Und macht damit der Confiserie Heindl Konkurrenz.

Wien. Wiener Süßwaren-Traditionsunternehmen bleiben am liebsten unter sich. Jedenfalls, wenn es nach dem Wiener Schnittenhersteller Manner geht. Dieser hat dem Schwedenbomben-Erzeuger Niemetz vor einigen Tagen ein Übernahmeangebot unterbreitet. Und diesen Schritt am Dienstag öffentlich gemacht. Als börsenotiertes Unternehmen ist Manner zu einer Offenlegung verpflichtet, da ein derartiges Angebot kursbeeinflussend sein kann. Manner ist aber nicht der einzige Interessent.

Auch die Wiener Confiserie Heindl hat – schon kurz nach dem Insolvenzantrag im Jänner – Niemetz ein Angebot unterbreitet. Über die Höhe des Angebotes wollte man sich aber weder bei Heindl noch bei Manner äußern.

Walter Heindl ist überzeugt, dass seine Firma der bessere Übernahmekandidat wäre: „Weil das Produkt Schwedenbombe einfach besser zu uns passt. Wir haben mit den Maroni auch ein Produkt, das nur drei Monate haltbar ist. Außerdem haben wir dieselbe Logistik. Und wir haben Anlagen, um die Schwedenbomben von heute auf morgen zu produzieren.“ Seinen Mitbewerber Manner hält Heindl für weniger geeignet für eine Übernahme, da dieser nur lange haltbare Süßwaren herstelle.

Neuer Standort notwendig

Das Problem für einen potenziellen Käufer sei, dass der Niemetz-Produktionsstandort in zwei Jahren verlassen werden müsse. Niemetz hat die Liegenschaften Ende letzten Jahres verkauft und hat nur mehr zwei Jahre ein Mietrecht.

Heindl erkläre sich jedenfalls bereit, sollte er neuer Eigentümer werden, alle Niemetz-Mitarbeiter zu übernehmen.

Bis zum siebten Mai ist noch Zeit, bis die Gläubiger darüber entscheiden, ob sie dem bis dahin vorgelegten Sanierungsplan von Masseverwalter Stephan Riel zustimmen oder nicht. Dieser hat am Dienstag einen Teil des Sanierungsplanes dem Handelsgericht präsentiert.

Laut Riel wird das Unternehmen derzeit kostendeckend geführt. Es wurden Forderungen in Höhe von 6,1 Mio. Euro angemeldet, wovon das Unternehmen 2,6 Mio. Euro anerkannt hat. „Wir gehen davon aus, dass das noch mehr wird. Nach unserer Einschätzung werden 4,5 Mio. Euro berücksichtigt werden“, sagt Christoph Vavrik vom Kreditschutzverband KSV1870. Außerdem sei jetzt schon klar, dass die Gläubiger der von Niemetz angebotenen Sanierungsquote von 20 Prozent nicht zustimmen werden.

Wie hoch die Quote tatsächlich ausfallen werde, lasse sich jetzt noch nicht sagen. Das hänge von den Übernahmeangeboten der potenziellen neuen Eigentümer ab.

Manner-Imperium bald größer?

Der Kreis der Interessenten, ursprünglich war von 20 die Rede gewesen, hat sich mittlerweile laut Masseverwalter Riel auf zehn reduziert. Gerüchteweise soll auch eine türkische Gruppe an Niemetz interessiert sein. „Schaumrollenkönig“ Karl Guschlbauer wird ebenso als Käufer gehandelt, wollte der „Presse“ gegenüber aber weder bestätigen noch verneinen, dass er Niemetz ein Angebot unterbreitet hat. Für Manner ist Niemetz bei Weitem nicht die erste Übernahme. Bereits 1970 hat Manner Rumkugelhersteller Casali und Schokobananenproduzent Napoli geschluckt. Im Jahr 2000 kam die Firma Victor Schmidt & Söhne zum Konzern dazu, bekannt durch Ildefonso und die Austria Mozartkugeln. Auch Süßwarenhersteller Nordpol gehört Manner.

Niemetz hat von einer bis heute anhaltenden Unterstützungswelle profitiert. Die Facebook-Gruppe „Rettet die Niemetz-Schwedenbombe“ rief zu Hamsterkaufaktionen auf.

„Die Nachfrage ist nach wie vor größer als unsere Kapazität“, sagt Niemetz-Finanzvorstand Werner Albertseder. Derzeit fahre man sogar einen Gewinn ein. An Investitionen, etwa um die völlig veraltete Produktionsmaschinerie zu erneuern, sei aber nicht zu denken.

Auf einen Blick

Niemetz, Produzent der Schwedenbomben sowie der Schokoriegel Swedy und Manja, hat im Jänner dieses Jahres Insolvenz angemeldet. Das Sanierungsverfahren läuft ohne Eigenverwaltung. Nach derzeitigem Stand belaufen sich die Forderungen der Gläubiger auf 6,1 Mio. Euro. Das Unternehmen produziert derzeit kostendeckend und schreibt Gewinne.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2013)

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