Sexuelle Gewalt bleibt Thema

Nach dem Outing von Missbrauchsopfern muss der erste Ex-Pater vor einen Richter.

Mehr als tausend Opfer haben sich seit dem Dammbruch 2010 gemeldet: bei der von der katholischen Kirche gegründeten Klasnic-Kommission oder bei Rechtsanwälten. Mehr als tausend, die in ihrer Kindheit oder/und Jugend von Mitarbeitern der katholischen Kirche (sexuelle) Gewalt erleben mussten. Von Priestern, Patres, Nonnen, Laien. Jetzt muss ein mutmaßlicher Täter vor Gericht. Der 79-Jährige ist wegen Vergehens gegen sechs Paragrafen angeklagt. Einer blieb im Netz der Justiz hängen. Einer unter den vielen.

Alle anderen kommen zum Großteil wegen Verjährung ungeschoren davon. Opfer haben von der katholischen Kirche eine Behandlung bezahlt erhalten und monetäre „Entschädigung“ überwiesen bekommen. Ein schaler Beigeschmack bleibt aber. Muss bleiben. Gegen den Angeklagten ist in einem kircheninternen Verfahren die „Höchststrafe“ ausgesprochen worden: Der Priester wurde in den Laienstand zurückversetzt. Und das schon vor einem Jahr – ein Jahr bevor die weltliche Justiz überhaupt bereit war, Anklage zu erheben. Immerhin. Die Bemühungen der katholischen Kirche zur Aufarbeitung ihrer Sünden sind glaubhaft. Und sonst? Wir warten auf die versprochene wissenschaftliche Expertise, was derartige Verbrechen begünstigt oder ermöglicht hat. Und wir warten auf Schlüsse, die Städte, Länder und Bund aus den Fällen in deren Einrichtungen ziehen. Mit zunehmender Ungeduld.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.