Syrien: Beweis für Chemiewaffen-Einsatz gefunden?

Zerstörte Häuser in Homs
Zerstörte Häuser in HomsREUTERS
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Einem Medienbericht zufolge haben britische Experten in einer Bodenprobe aus Syrien einen chemischen Kampfstoff gefunden.

Britische Militärexperten haben angeblich forensische Beweise dafür, dass in Syrien chemische Waffen eingesetzt wurden. Das berichtet die "Times" in ihrer Samstagsausgabe unter Berufung auf Quellen aus dem Verteidigungsministerium. Demnach wurde eine Bodenprobe, die aus der Nähe von Damaskus stammen soll, heimlich nach Großbritannien gebracht und dort im Zentrum für chemische und biologische Waffen des Ministeriums untersucht. Die Probe sei mit einem nicht näher bezeichneten chemischen Kampfstoff belastet gewesen.

Den Experten sei es allerdings unmöglich zu sagen, ob die Waffen von Truppen des syrischen Machthabers Bashar al-Assad oder von Rebellen benutzt worden seien. Das Verteidigungsministerium wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren. Das Außenministerium erklärte, es sei tief besorgt über den möglichen Einsatz von C-Waffen. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre es ein "schreckliches Verbrechen", erklärte ein Sprecher.

UN-Diplomaten hatten am Donnerstag erklärt, westliche Staaten hätten "harte Beweise" dafür, dass mindestens einmal chemische Waffen in Syrien eingesetzt worden seien. Details nannten sie nicht. Großbritannien setzt sich gemeinsam mit Frankreich auf EU-Ebene dafür ein, dass Waffenembargo gegen Syrien zugunsten der Rebellen aufzuheben.

Syriens Chemiewaffen-Arsenal

Syriens Vorräte an Chemiewaffen gelten als die größten in der Region und sollen unter anderem aus Senfgas und den Nervengiften Sarin und VX bestehen. Nach den Niederlagen in den Kriegen gegen Israel in den Jahren 1967, 1973 und 1982 begann die Regierung in Damaskus in den frühen 1980er-Jahren, ein Arsenal an Chemiewaffen zu unterhalten und durch Zukäufe zu erweitern. Experten von Global Security haben vier mutmaßliche Produktionsstätten ausgemacht: Zum einen nördlich von Damaskus und nahe der Industriestadt Homs. In Hama soll eine Anlage Sarin, Tabun und VX herstellen. Eine vierte Stätte soll sich in der Hafenstadt Latakia am Mittelmeer befinden. Syrien ist eines von nur acht Ländern, die die UN-Chemiewaffenkonvention nicht unterschrieben haben.

(APA/AFP)

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