Fall Kampusch: Keine Beweise für Mehrtäter-Theorie

Fall Kampusch: Keine Beweise für Mehrtäter-Theorie
Fall Kampusch: Keine Beweise für Mehrtäter-Theorie APA/HELMUT FOHRINGER
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Details des Untersuchungsergebnisses sickerten durch, demnach war Priklopil mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Einzeltäter und starb eindeutig durch Selbstmord.

Die neuerliche Untersuchung des Entführungsfalles Natascha Kampusch durch ein internationales Expertenteam dürfte - wie schon Erhebungen zuvor - die Mehrtäter-Theorie verworfen haben. Details des Berichts, die am Wochenende durchsickerten, bekräftigten vielmehr, dass neben Entführer Wolfgang Priklopil niemand an der Tat beteiligt gewesen ist. Auch Mitwisser habe es nicht gegeben. Das Innenministerium, das die Präsentation des Berichts für Montag angekündigt hat, kommentierte die Voraus-Meldungen nicht.

Der Tageszeitung "Kurier" (Sonntag-Ausgabe) lag nach eigenen Angaben ein "Entwurf" des Berichts jenes Teams vor, in das auch Cold-Case-Spezialisten des deutschen Bundeskriminalamtes (BKA) und des amerikanischen FBI eingebunden waren. Zusammenfassend: Priklopil war mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Einzeltäter. Er starb eindeutig durch Selbstmord. Und es gab keine Verbindungen in die Sado-Maso-Szene, wohl aber einige Fahndungspannen.

Zeugin widerspricht sich

Die Einzeltäter-Theorie war in der Vergangenheit auch von honorigen Personen wie dem ehemaligen Präsidenten des Verfassungsgerichtshof, Ludwig Adamovich, angezweifelt worden. Die Kritiker bezogen sich dabei auf die Aussage von Ischtar A., die 1998 die Entführung beobachtet hatte und dabei zwei involvierte Personen gesehen haben will. Die Evaluierungskommission ortete aber laut "Kurier" in dieser Aussage schwere Widersprüche. Denn bei späteren Einvernahmen war sie sich gar nicht mehr sicher, dass sie zwei Männer bei der Entführung gesehen hatte.

Scheintelefonate als Angstmache

Untersucht wurde zudem der Umstand, warum Kampusch auf die Frage einer Polizistin nach weiteren Tätern geantwortet hatte: "Ich kenne keine Namen." Das wird laut "Kurier" nun so erklärt, dass Priklopil versucht hatte, durch Scheintelefonate der entführten Kampusch vorzugaukeln, dass vor dem Verlies noch Komplizen lauern würden. Außerdem wurden im Tatfahrzeug und im Entführerhaus in Strasshof DNA-Spuren gesichert, die aber keinen Hinweis auf weitere Tatverdächtige lieferten.

Die Ermittler kamen nach neuerlichen Befragungen von Zeugen zudem zum eindeutigen Schluss, dass Priklopil durch Selbstmord gestorben und nicht etwa ermordet worden ist. Auch auf einen im Hintergrund agierenden Kinderpornoring oder etwaige Verbindungen in die Sado-Maso-Szene gab es der Zeitung zufolge laut der Experten keine Hinweise.

Hinweise auf Betrug und Steuerhinterziehung

Der einst beste Freund von Priklopil, Ernst H., der im Zuge der Ermittlungen immer wieder ins Visier der Beamten geraten ist, dürfte dafür einmal mehr mit den Behörden zu tun bekommen. Ihm wird zwar kein Beteiligung an der Tat vorgeworfen, dafür hat man Hinweise auf möglichen Betrug und Steuerhinterziehung gefunden, berichtete der ORF am Wochenende.

Offiziell werden die Ergebnisse am Montag veröffentlicht. Zuvor muss der Bericht allerdings den Abgeordneten des parlamentarischen U-Ausschusses übergeben werden, auf dessen Empfehlung hin die Causa noch einmal neu aufgerollt worden ist.

(APA)

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