Trauerfeier für Thatcher in der Kritik

EPA (FACUNDO ARRIZABALAGA)
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Zehn Millionen Pfund soll die Trauerzeremonie in der St Paul's Kathedrale kosten. Selbst ein hoher Vertreter der anglikanischen Kirche hat deshalb Bedenken.

Den Ablauf ihrer Trauerfeier hatte Margaret Thatcher noch zu Lebzeiten genau festgelegt. Doch nur wenige Tage vor der für Mittwoch geplanten großen Zeremonie in der St Paul's Kathedrale in London wächst die Kritik an Kosten und Umfang der Veranstaltung. Sogar ein hoher Vertreter der anglikanischen Kirche meldete am Sonntag Bedenken an. Für die Trauerfeier, die einem Staatsbegräbnis nahekommt, werden 2000 Gäste aus aller Welt erwartet. Thatcher, die von 1979 bis 1990 regierte, war am 8. April im Alter von 87 Jahren gestorben.

Ausgerechnet der Bischof von Thatchers Geburtsort Grantham (Grafschaft Lincolnshire) nannte die geplante Zeremonie mit militärischen Ehren "einen Fehler." Angesichts der umstrittenen politischen Hinterlassenschaft Thatchers sei es geradezu eine Provokation, sie mit einer Feier von schätzungsweise 10 Millionen Pfund (11,7 Millionen Euro) zu "glorifizieren", sagte Tim Ellis der BBC am Sonntag.

Nach Angaben des "Daily Telegraph" hat Thatcher noch zu Lebzeiten präzise Anweisungen für die Trauerfeier gegeben. Sie wählte Gesänge und Bibellesungen aus und bestimmte, dass der regierende Premier eine Rolle spielen müsse. Entsprechend wird David Cameron eine Lesung aus dem Johannes-Evangelium vortragen.

Die Gräben neben der "Eisernen Lady"

Es sei kein Wunder, wenn Leute mit "extremen Ansichten" sich dadurch zum Protest aufgerufen fühlten. Der Labour-Politiker John Prescott hatte die Feier zuvor als eine "Propaganda-Veranstaltung" für die Konservative Partei bezeichnet. Bei gegen Thatcher gerichtete "Freudenfeiern" auf dem Trafalgar Square wurden am Samstagabend nach Polizeiangaben neun Personen festgenommen. Die Veranstaltung von mehreren Hundert Thatcher-Gegnern verlief aber weitgehend friedlich.

Anhänger der "Eisernen Lady" wollen dagegen zu Thatchers Ehren eine Gedenkbibliothek errichten. Sie soll nach dem Vorbild der Ronald Reagan Library in Kalifornien in erster Linie Bildungszwecken dienen, aber auch ein Museum und Ausbildungszentrum enthalten. Die Kosten für das privat finanzierte Projekt der Gruppe Conservative Way Forward (CFW) werden auf 15 Millionen Pfund (17,5 Millionen Euro) veranschlagt. Thatcher sei noch zu Lebzeiten über den Plan informiert worden, sagte CWF-Geschäftsführer Donald Blaney am Sonntag. Besucher könnten sich über die Lebensleistung Thatchers informieren, aber auch einige ihrer Handtaschen und Kostüme bewundern.

"Ding, Dong, die Hex' ist tot"

Unterdessen geht der Streit um einen zum "Thatcher-Hass-Lied" umfunktionierten Musical-Song weiter, der an die Spitze der wöchentlichen britischen Hitparade geschossen ist. Die BBC teilte mit, dass sie den Titel "Ding, Dong, die Hex' ist tot" aus dem Musical "Der Zauberer von Oz" nicht spielen wird, sondern nur einen Auszug von fünf Sekunden in den dazugehörenden Nachrichten veröffentlichen will. Thatcher-Gegner hatten via Facebook mit Erfolg dazu aufgerufen, den Song herunterzuladen und ihn so zum Charthit zu machen.

(APA/dpa)

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