Die Goldblase ist dramatisch geplatzt

Die Goldblase ist dramatisch geplatzt
Die Goldblase ist dramatisch geplatzt(c) REUTERS (ARND WIEGMANN)
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Riesige Volumina an „Papiergold“-Verkäufen haben den Goldpreis „crashen“ lassen. Goldbesitzer müssen sich bei ihren Beständen auf weiteren Wertverfall einstellen.

Wien. Donnerstagabend waren für eine Feinunze Gold noch 1565 Dollar hinzulegen, Montagvormittag war dieselbe Menge des gelblichen Edelmetalls nur noch 1389 Dollar wert. Mehr als zehn Prozent Verlust in eineinhalb Handelstagen – da ist die Bezeichnung „Crash“ wohl angebracht. Seit dem Höhepunkt des Goldbooms hat die Notierung nun ein sattes Viertel verloren. Börsetechnisch befindet sich das Edelmetall damit definitiv im Bärenmarktmodus.

Die Blase, die sich im Goldpreis zweifellos aufgebaut hat, ist also geplatzt. Aber warum? Fundamental gibt es nicht einen einzigen Grund für den dramatischen Absturz. Zypern, wie medial vielfach kolportiert wurde, ist es jedenfalls nicht: Die zypriotische Nationalbank hat noch kein Gramm Gold verkauft. Zudem machen die gesamten zypriotischen Goldreserven nur 14 Tonnen aus.

Das sind, wie man an der New Yorker Rohstoffbörse Nymex sagen würde, „Peanuts“: Dort wurden am vergangenen Freitag Gold-Futures über 500 Tonnen verkauft. In Form von sogenannten Naked Shorts, eine Spekulation auf fallende Preise.

Wilde Verschwörungstheorien

Das Volumen (24 Mrd. Dollar) und die Tatsache, dass diese Baisse-Spekulation in Form von ganz wenigen, sehr großen Aufträgen gelaufen ist, haben in den USA wilde Verschwörungstheorien ausgelöst. Die wildeste: Hinter dem dramatischen Kurssturz stünde die US-Notenbank Fed. Tatsächlich werden die wichtigsten Notenbanken schon seit einigen Jahren verdächtigt, den Goldpreis regelmäßig zu drücken, um die Auswirkungen ihrer lockeren Geldpolitik zu kaschieren.

Das wichtigste Indiz am vergangenen Freitag: Es gibt keine privaten Investoren, die ein derartiges Risiko (bis 24 Mrd. Dollar) für eine hochriskante Short-Spekulation auf sich nehmen könnten. Außer natürlich eine Notenbank.
Allerdings hatten auch große private Geldhäuser ihre Hand im Spiel. Goldman Sachs beispielsweise hat seinen Kunden schon Mitte der Vorwoche empfohlen, Gold zu „shorten“, also auf Kursverfall zu spekulieren.

Wie geht es mit dem Goldpreis nun weiter? So gut wie alle großen Investoren sind der Meinung, dass der Boden noch nicht erreicht ist. Verkauft wird jetzt fast ausschließlich „Papiergold“ in Form von Gold-ETFs, Optionen, Futures etc., wer physisches Gold in Form von Barren oder Münzen besitzt, lässt es im Depot. Das heißt, dass der Goldpreis derzeit nicht nach den Kriterien des Rohstoffmarkts, sondern nach jenen des Finanzmarkts reagiert.

Man hat das am vergangenen Freitag gesehen, als das Durchschlagen einer wichtigen charttechnischen Unterstützung in der Gegend von 1530 Dollar viele automatische Stopp-Orders ausgelöst und den Kursverfall noch drastisch beschleunigt hat. Charttechnisch hat Gold schon im vorigen Herbst den jahrelangen Aufwärtstrend gebrochen und danach (siehe Chart) einen ziemlich sauberen Abwärtstrendkanal ausgebildet. Aus dem ist der Kurs am vergangenen Freitag dann wie ein Stein herausgefallen.

So, wie die Märkte ticken, könnte es allerdings ohne Weiteres passieren, dass der Kurs in einer kleinen Zwischenrallye wieder in den Trendkanal, dessen Untergrenze derzeit bei annähernd 1530 Dollar verläuft, zurückfindet.

Abwärtstrend voll intakt

Eine Trendwende ist das aber nicht, denn der Abwärtstrend ist natürlich voll intakt. Die nächsten Kursziele liegen bei rund 1300 Dollar und – wenn das auch nicht hält – zwischen 1100 und 1200 Dollar. Das ist der Grund, wieso Großinvestoren trotz des starken Kursverfalls noch immer keine Einstiegskurse sehen und weiter abwarten.

Wie stark Rückschläge nach Kursübertreibungen ausfallen, hat man ja neulich bei der Apple-Aktie gesehen. Sie hat von ihrem Spitzenwert 39 Prozent verloren, eher sie zum Stehen gekommen ist.

Der ausgeprägte Rückschlag hat jedenfalls alle optimistischen Prognosen für den Goldpreis vollends zu Makulatur gemacht. Goldman Sachs geht jetzt davon aus, dass der Preis Ende 2014 irgendwo bei 1270 Dollar je Feinunze stehen wird. Außer natürlich, die Euro- oder Dollarkrise lebt wieder auf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2013)

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