Im Dommayer und den übrigen Oberlaa-Cafés ist Spielen untersagt.
Wien/Cim. Es ist eng verknüpft mit der Geschichte der Wiener Kaffeehäuser und wird doch in manch einem nicht mehr geduldet: das Schachspiel. Im Dommayer, zum Beispiel.
Als er vor wenigen Tagen im Dommayer zu Gast war, mit einem Freund im Gastgarten Getränke konsumierte und zwei Partien Schach spielte, so berichtet ein Gast des Hietzinger Cafés, sei der Ober zum Tisch gekommen und habe ihn höflich darauf hingewiesen, dass das verboten sei und die beiden das beim nächsten Besuch bitte zu unterlassen hätten. Der Geschäftsführer, den die Gäste sprechen wollten, war zu dem Zeitpunkt nicht im Haus. Eine Begründung für das Spielverbot gab es per E-Mail: Aufgrund des Platzmangels sei Schachspielen ebenso wie Kartenspielen untersagt, hieß es.
Eine Begründung, die Christian Haury von der Konditoreikette Oberlaa bestätigt: In sämtlichen Oberlaa-Häusern bitte man die Gäste, solche Aktivitäten zu unterlassen. „Erlaubt man das eine, kommt alles Mögliche nach. Dann kommen Pokerspieler oder Tauschrunden“, sagt Haury. So wolle man dafür sorgen, dass so viele Gäste wie möglich Platz finden. Und dazu muss die Verweildauer im Café eher kurz gehalten werden. Anfragen gebe es dazu aber nur im Dommayer, schließlich gab es dort einst ein eigenes Spielzimmer. Seit der Übernahme durch Oberlaa 2006 ist darin die Patisserie, Spielen ist verboten.
Spielen hat Tradition
Dabei hat das Schachspiel in Wiens Kaffeehäusern Tradition, schon im 19. Jahrhundert wurde dort Schach oder Karten gespielt. Eines der Zentren der Wiener Schachspieler war etwa das Café Central, und auch eigene Schachcafés haben sich damals etabliert. Diese sind zwar ausgestorben, aber einige Cafés bieten ihren Gästen nach wie vor Schachbrett und -Figuren an: Das Café Hummel (Josefstädter Straße), Café Anzengruber (Schleifmühlgasse) oder Café Kafka (Capistrangasse) zum Beispiel.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2013)