Sebastian Vettel gewinnt wie im Vorjahr den Grand Prix von Bahrain, der Deutsche baut seinen Vorsprung in der WM-Wertung weiter aus. Das "Blutrennen" bleibt umstritten.
[Sakhir/WIEN/CG/AG.] Sebastian Vettel hatte schon weitaus anstrengendere Arbeitstage erlebt. Mit Pole-Halter Nico Rosberg hielt sich der Deutsche nicht lange auf, schon ab der dritten Runde konnte der Red-Bull-Pilot das Renngeschehen von der Spitze kontrollieren. „Es hat von Start bis Ziel so einfach gewirkt“, war selbst Vettel über die Leichtigkeit des Sieges überrascht. Der 25-Jährige agierte fehlerfrei, blieb in der Wüste von Bahrain ohne echten Konkurrenten. Auch seine Reifen hatte Vettel stets im Griff. „Ich hatte das Gefühl, immer besser zu werden.“
Wirkliche Spannung kam nur in den ersten drei Rennrunden auf. Vettel, Rosberg und Fernando Alonso schenkten einander nichts, ritten eine Attacke nach der anderen. Mehrmals wurden die Positionen gewechselt, Alonso aber musste sich bald aus dem Kreis der Sieganwärter verabschieden.
Bereits in der siebenten Runde steuerte der Ferrari-Pilot die Box an, der Heckflügel hatte unübersehbare Probleme gebracht. Ohne DRS war der Spanier praktisch machtlos, als Achter rettete er vier Punkte ins Ziel. Teamkollege Felipe Massa wurde gar nur 15., das Ferrari-Desaster war perfekt. „Das war heute ziemlich viel Pech. Es ist vor allem traurig, wenn man gesehen hat, wie schnell Fernando ohne DRS gewesen ist. Er wäre also zumindest aufs Podest gekommen“, haderte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali.
Lotus blüht in der Wüste auf
Wie im Vorjahr klassierten sich hinter Vettel die Lotus-Fahrer Kimi Räikkönen und Romain Grosjean auf den Rängen zwei und drei. Räikkönen katapultierte sich mit einer perfekten Rennstrategie von Startplatz acht auf das Podest, er kam mit einem Boxenstopp weniger als seine Rivalen aus.
„Wir hatten uns diese Zweistopp-Strategie schon am Freitag überlegt. Es ist super gelaufen“, jubelte der Finne, 33. Teamkollege Grosjean sorgte für den totalen Triumph der Renault-Motoren.
Abseits der Rennstrecke war von der Glitzerwelt der Formel 1 nichts zu bemerken. Noch bevor die roten Startlichter ausgingen, hatte es bei Protesten im Golfstaat Bahrain Zusammenstöße mit der Polizei gegeben. Maskierte Jugendliche hatten am frühen Sonntagmorgen auf Straßen nahe der Hauptstadt Manama Autoreifen in Brand gesetzt. Mit selbigen blockierten Demonstranten mehrere Straßen in schiitischen Dörfern nahe Manama. Dabei riefen sie Slogans gegen das „Blutrennen“ der Formel 1.
Nach Angaben von Augenzeugen waren auch hunderte Schüler auf den Straßen, um gegen die Großveranstaltung zu protestieren. Die Polizei setzte Tränengas ein, um Protestgruppen aufzulösen. Die Demonstranten fordern eine Absage des Grand Prix in ihrem Land. In einem Staat, in dem die Rechte der Bürger nicht geachtet würden, dürfe kein Formel-1-Rennen stattfinden, argumentieren sie.
Die Realität verweigern
Die Formel 1 hat für solche Anliegen kein Gehör. Bernie Ecclestone, wortgewaltiger Zampano, verwies lieber auf andere Probleme. „Jeder, der wirklich über Menschenrechte reden möchte, sollte vielleicht einmal nach Syrien gehen.“ Für die Piloten, die an Verträge mit Sponsoren gebunden sind, sind politische Stellungnahmen ohnehin heikel. „Was drum herum passiert, ist sicherlich nicht schön. Das kriegt man natürlich mit“, meinte Sebastian Vettel.
Grand Prix von Bahrain
1. Sebastian Vettel (GER) Red Bull 1:36:00,498 2. Kimi Räikkönen (FIN) Lotus +9,111 3. Romain Grosjean (FRA) Lotus +19,507
Weiters: 4. Paul di Resta (GBR) Force India +21,727 5. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +35,230 6. Sergio Perez (MEX) McLaren +35,998 7. Mark Webber (AUS) Red Bull +37,244 8. Fernando Alonso (ESP) Ferrari +37,574 9. Nico Rosberg (GER) Mercedes +41,126 10. Jenson Button (GBR) McLaren +46,631
Schnellste Runde: Sebastian Vettel (GER) Red Bull 1:36,961 Min. (55. Runde/Schnitt: 200,940 km/h)
Fahrer-WM (nach 4 von 19 Rennen): 1. Sebastian Vettel (GER) Red Bull 77 2. Kimi Räikkönen (FIN) Lotus 67 3. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 50 4. Fernando Alonso (ESP) Ferrari 47 5. Mark Webber (AUS) Red Bull 321 6. Felipe Massa (BRA) Ferrari 30 7. Romain Grosjean (FRA) Lotus 26 8. Paul di Resta (GBR) Force India 20 9. Nico Rosberg (GER) Mercedes 14 10. Jenson Button (GBR) McLaren 13
Konstrukteurs-WM: 1. Red Bull 109 2. Lotus 93 3. Ferrari 77 4. Mercedes 64 5. Force India 26 6. McLaren 23 7. Toro Rosso 7 8. Sauber 5
Nächster WM-Lauf: GP von Spanien, 12. Mai
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2013)