Bis auf die Nationalisten freuen sich alle über die Empfehlung aus Brüssel. Sie riefen zu einer Demonstration gegen den „Ausverkauf“ des Kosovo auf.
Belgrad/Ros. In Belgrad hat die Empfehlung der EU-Kommission zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen vor allem Erleichterung ausgelöst. Dies sei der Beginn eines „unumkehrbaren Prozesses, der unser Land in die europäische Familie führen wird“, ließ Europaministerin Suzana Grubješić verlauten: „Mit deren Hilfe werden wir eine größere Chance haben, die Wirtschaft zu konsolidieren und uns weiterzuentwickeln.“
Während auch die EU-orientierten Oppositionsparteien DS und LDP die Botschaft der EU-Kommission freudig begrüßten, riefen die Nationalkonservativen von Ex-Premier Vojislav Koštunica verbittert zu einer Demonstration gegen den „Ausverkauf“ des Kosovo auf. Wie Premier Ivica Dačić von den Sozialisten hat auch sein Stellvertreter, Aleksander Vučić von der Fortschrittspartei, in den vergangenen Tagen Hunderte von Todesdrohungen verärgerter Nationalisten per SMS erhalten.
Obwohl die EU-Staats- und Regierungschefs erst im Juni über den Termin zum Beginn der Beitrittsgespräche entscheiden, wurde die Empfehlung der EU-Kommission in Internetforen bereits als Einlass in Europas Wohlstandsbündnis gefeiert. Er freue sich, dass der Traum des ermordeten Reformpremiers Zoran Djindjić endlich Wirklichkeit werde, jubilierte auf der Website des TV-Senders B92 ein Pedja. Andere reagierten eher verhalten. „Bis wir alle Bedingungen erfüllt haben, gibt es die EU nicht mehr“, unkte eine skeptische Ala. „Stellt die Schüsseln für Milch und Honig bereit“, forderte derweil ein Webscherzbold seine Landsleute auf.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2013)