Hinter dem Anschlag stehe keine internationale Organisation, sagt Dzohar Tsarnaev. Der Prozess gegen ihn könnte am 30. Mai beginnen. Sein Bruder war zweimal in Österreich.
Der schwer verletzte Dzohar Tsarnaev soll am Dienstag den Ermittlern gegenüber erste Details über den Anschlag auf den Bostoner Marathon preisgegeben haben. Wie der US-Sender "CNN" berichtet, sagte er, dass sein älterer Bruder Tamerlan die treibende Kraft hinter dem Attentat gewesen sei. Der 26-Jährige, der am Freitag bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei ums Leben kam, habe mit der Tat den Islam vor Angriffen verteidigen wollen. Es habe keine Hilfe von einer internationalen Terrororganisation gegeben.
Die US-Bundespolizei FBI werde nun den Angaben des durch mehrere Schusswunden Verletzten nachgehen, hieß es in dem Bericht. Noch könne nicht bestätigt werden, dass die Brüder alleine gehandelt haben.
Bei dem Anschlag vergangene Woche waren drei Menschen, darunter ein achtjähriger Junge, getötet worden. An die 200 weitere Personen wurden bei der Explosion zweier selbstgebauter Bomben verletzt.
"Gebrauch von Massenvernichtungswaffen"
Am Montag ist gegen Dzohar Tsarnaev Anklage erhoben worden. Der 19-Jährige muss sich wegen des "Gebrauchs von Massenvernichtungswaffen" sowie der "arglistigen Zerstörung von Eigentum mit tödlichem Sprengstoff" vor einem Bundesgericht verantworten. Nach Informationen von "CNN" soll der Prozess am 30. Mai beginnen.
--> Karte: Die Jagd auf die Boston-Bomber
Die Anklage wurde dem jungen Mann im Krankenbett eröffnet. Während der Verlesung sei Tsarnaev "wach, mental aufnahmefähig und bei klarem Verstand" gewesen, gab Richterin Marianne B. Bowler zu Protokoll. Auf die Frage, ob der infolge seiner Verletzungen sprechunfähige Angeklagte in der Lage sei, einige Fragen zu beantworten, habe er deutlich genickt. Ein einziges Wort habe Tsarnaev gesagt und dies sei ein "Nein" auf die Frage gewesen, ob er sich einen Anwalt leisten könne. (>>> mehr dazu)
Tamerlan besuchte Tirol und Salzburg
Die "Kronen Zeitung" berichtete am Dienstag, dass sich der am Freitag verstorbene Tamerlan Tsarnaev in den Jahren 2007 und 2009 insgesamt eineinhalb Wochen in Österreich aufgehalten hatte. Der Amateurboxer habe im Rahmen von Box-Events Innsbruck und Salzburg besucht. In dem Bericht wird außerdem vermutet, dass die Brüder Verwandte in Graz haben könnten.
Das Innenministerium bestätigte die Österreich-Aufenthalte. Allerdings lasse sich aus dem Umstand, dass sich Tamerlan für "sehr kurze Zeit und explizit im Rahmen des Boxsports" in Österreich aufgehalten hat, "nichts ableiten, was Anlass zur Sorge in Österreich gibt", betonte Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck.
Teilnehmer laufen Marathon zu Ende
Eine Gruppe von Teilnehmern lief am Montag die Bostoner Marathonstrecke symbolisch zu Ende. "Es ist toll, Teil dieser Gruppe zu sein und zu zeigen, dass diese Stadt zwar verletzt wurde, aber nicht am Boden liegt", sagte eine Läuferin gegenüber "CNN".
(Red./APA)