Uni Graz: ÖH-Vertreter verdienen am Spritzerstand

Graz oeHVertreter verdienen Spritzerstand
Graz oeHVertreter verdienen Spritzerstand(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
  • Drucken

Ein Beschluss der ÖH Uni Graz sorgt für Verwunderung. Dieser legt fest, dass zehn Prozent des Gewinns des Spritzerstandes der Hochschülerschaft an zwei gewählte ÖH-Vertreter gehen sollen.

An der Uni Graz sorgt ein Beschluss der Hochschülerschaft (ÖH) für eine schiefe Optik. Dort haben sich die ÖH-Vertreter dazu entschlossen auch heuer wieder einen Spritzerstand zu organisieren. Ungewöhnlich dabei: Der durch den Stand erwirtschaftete Gewinn soll nicht ausschließlich den Studierenden zugute kommen, sondern zu zehn Prozent in die Tasche zweier ÖH-Vertreter fließen. Das beschloss die ÖH Uni Graz in ihrer Sitzung am 21. März 2013 mit einer breiten Mehrheit. DiePresse.com liegt der Antrag vor.

Bei den Oppositionsfraktionen sorgt der Beschluss für Unmut. Immerhin handelt es sich bei den beiden Personen um gewählte ÖH-Funktionäre, die ohnehin für ihre Arbeit entschädigt werden: Denn bis am Dienstag die Koalition platzte, war Ulrich Pieper Referent für wirtschaftliche Angelegenheiten, Martin Berger erster stellvertretender Vorsitzender der Grazer ÖH. Beide sind Mitglieder der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft (AG). Die Provision der beiden dürfte alles andere als gering ausfallen. Gerechnet wird mit 3000 bis 5000 Euro gemeinsam.

Kritik kommt von den Grünen und Alternativen Studierenden der Gras. "Die GRAS verurteilt es, wenn AG-Funktionäre zusätzlich zu ihren Aufwandsentschädigungen für ÖH-Tätigkeit zehn Prozent des Gewinns in die eigene Tasche wirtschaften. Die GRAS hat daher der Regelung nicht zugestimmt, da besonders bei ÖH-Funktionären gelten muss, dass sie nicht in die Nähe von Selbstbereicherung kommen", sagt Micha Kriebernegg. 

Gewinn bis zu 50.000 Euro

Berger versteht die Aufregung indes nicht: Der Stand müsse nicht nur vorbereitet, sondern auch neun Wochen lang betreut werden. Dadurch, dass keine externen Arbeitskräfte für den Spritzerstand eingesetzt werden müssten, spare man viel Geld. So habe sich der Gewinn, der mit dem Spritzerstand erwirtschaftet wurde, in den vergangenen Jahren verfünffacht und sei zuletzt bei annähernd 50.000 Euro gelegen, so Berger.

Auch der stellvertretende ÖH-Chef, Stefan Thum, wirft sich für die beiden AG-Mitglieder in die Bresche - umso ungewöhnlicher, zumal er den unabhängigen Fachschaftslisten (FLUG) angehört, die erst am Dienstag die Koalition mit der AG aufkündigten. Die beiden Betroffenen hätten als Hauptverantwortliche für den Stand sehr arbeitsintensive Aufgaben zu erledigen. Darunter etwa "der Auf und Abtransport des Standes", "die tägliche Abrechnung des Standes", der "Ankauf der Waren" und die "Preisverhandlungen mit den Lieferanten".

Aktionsgemeinschaft verteidigt sich

Das Platzen der Koalition hat übrigens auch auf den Spritzerstand Auswirkungen. Berger sagte zur DiePresse.com, dass er sich nicht mehr dafür engagieren möchte. Er verzichte auch auf die beschlossene Beteiligung und wünsche sich lediglich eine Arbeitsentschädigung.

Die Aktionsgemeinschaft verteidigt sich: Der aus den Einnahmen des Spritzerstands lukrierte Gewinn komme zu 90 Prozent direkt dem Sozialtopf der ÖH Uni Graz zugute. Außerdem habe der Gewinn nicht wie von Berger behauptet 50.000 Euro betragen, sondern lediglich rund 8000 Euro. Soll heißen: Die Aufwandsentschädigungen würden gemeinsam nur 800 Euro betragen. So eine Stellungnahme von Markus Schwaiger, dem stellvertretenden Obmann der AG Graz.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.