Der US-Geheimdienst CIA wollte den späteren Boston-Attentäter nach Warnungen aus Russland auf die Liste der Terrorverdächtigen setzen.
Mehr als ein Jahr vor dem Anschlag auf den Bostoner Marathon hat der US-Auslandsgeheimdienst CIA beantragt, den mutmaßlichen Attentäter Tamerlan Tsarnaev auf eine Liste von Terrorverdächtigen zu setzen. Die CIA habe Informationen zu Tsarnaev, die es am 28. September 2011 von den russischen Behörden erhalten hatte, an die anderen Sicherheitsbehörden weitergegeben, sagte ein Geheimdienstmitarbeiter am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Es habe sich um zwei mögliche Geburtsdaten, seinen Namen und eine Namensvariante gehandelt.
Die Angaben seien "praktisch identisch" mit Informationen gewesen, welche die Bundespolizei FBI im März 2011 aus Russland erhalten hatte, sagte der CIA-Mitarbeiter. Tsarnaev war daraufhin vom FBI vernommen worden, doch hatte das Verhör "keine negativen Erkenntnisse" erbracht. Allerdings wurde er auf die TIDE-Liste gesetzt, die Namen verdächtiger Personen enthält, so dass seine Ausreise nach Russland Anfang 2012 registriert wurde.
Ermittlungen beendet
Wie Heimatschutzministerin Janet Napolitano am Dienstag erklärte, waren allerdings bei seiner Rückkehr fünf Monate später alle Ermittlungen zu ihm beendet, so dass seine Einreise unbemerkt blieb. Der CIA-Mitarbeiter stellte am Mittwoch klar, dass entgegen Berichten von Montag die Daten zu Tsarnaev korrekt und in genau der Form, wie sie aus Russland übermittelt wurden, in der Überwachungsliste eingetragen worden waren.
Der 26-jährige Tamerlan soll mit seinem jüngeren Bruder Dzhokhar am Montag vergangener Woche den Bombenanschlag auf den Bostoner Marathon verübt haben, bei dem drei Menschen getötet und 264 verletzt worden waren. Tamerlan wurde auf der Flucht von der Polizei erschossen, sein 19-jähriger Bruder wurde schwer verletzt gefasst. Die Brüder stammen aus einer muslimischen Familie aus Tschetschenien, lebten jedoch seit Jahren in den USA.
Der New Yorker Polizeichef Ray Kelly sagte am Mittwoch, die beiden Brüder hätten nach dem Anschlag womöglich nach New York fahren wollen, um dort Party zu machen. Der Fahrer, des Wagens, den sie auf der Flucht in Cambridge in ihre Gewalt gebracht hatten, habe in ihrem Gespräch in einer fremden Sprache das Wort "Manhattan" gehört, sagte Kelly. Zudem sei von Party die Rede gewesen. Tamerlan sagte demnach dem Fahrer: "Wir haben gerade einen Polizisten getötet. Wir haben den Marathon in die Luft gejagt. Nun fahren wir nach New York. Mach keinen Ärger."
(APA/AFP)