Hurra, wir bleiben zu!

Der Sonntag bleibt zu, da sind sich alle einig. Schade, dass niemand die Kunden fragt.

Schön ist das, wenn sich alle einig sind. Als die Drogeriekette Dayli am Dienstag bekannt gab, vorerst doch nicht am Sonntag aufzusperren, brachen Sozialpartner und Politiker querbeet in kollektiven Jubel aus. Die ÖVP war kurz nicht auch Wirtschafts-, sondern nur Familienpartei und ließ über ÖAAB-Chefin und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner mitteilen, man werde alles tun, um den Familien die Sonntagsruhe zu erhalten. Dem schloss sich Parteikollege und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner an, der eine „Art Zäsur“ in der Woche gut findet und auch „ideologisch kein Problem“ mit der derzeitigen Regelung hat. Gewerkschaft und SPÖ sind sowieso auf Linie.

Für sie alle ist der Fall klar: Die Nachfrage ist nicht da, und Sonntagsarbeit ist Schikane. Da nützt es auch nichts, dass sich in den wenigen Supermärkten, die sonntags in Wien offen haben, Woche für Woche die Massen prügeln. Oder dass von Unternehmerseite regelmäßig zu hören ist, dass die Nachfrage der Mitarbeiter nach der lukrativen Wochenendarbeit das Angebot bei Weitem übersteige.

Was stimmt: Die Sonntagsöffnung hintenherum mit billigeren Kollektivverträgen durchzudrücken, ist nicht Sinn der Sache. Aber wie wäre das: Man lässt die Geschäfte, die es sich zutrauen, ganz legal aufsperren und schaut, was passiert. Wieder zumachen geht immer noch.


jeannine.hierlaender@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2013)

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