In Deutschland gibt es bereits digitales Radio (DAB+), Internetradios erreichen neue Zielgruppen. In Österreich reagieren ORF und Privatsender bisher zögerlich.
„Die Zukunft des Radios ist digital!“, ist der Verein Digitalradio sicher. Die Gegenfrage lautet: Ab wann? RTR-Geschäftsführer Alfred Grinschgl glaubt nicht, dass die Umstellung auf DAB+ bald kommen werde: „Weder der ORF noch die meisten Privatradiobetreiber sind derzeit dafür.“ Man wolle erst die Entwicklung in Deutschland abwarten: Dort gibt es DAB seit 15Jahren – aber keine berauschenden Hörerzahlen: „Die Branche will vor allem wissen, wie viele Hörer gestern DAB+ gehört haben, nicht nur die technische Reichweite.“
Willi Schreiner (Digitalradio Deutschland) hat noch einen Verdacht, warum er bei einer Diskussion wie jener am Donnerstag in Wien „liebe Freunde und Verweigerer von DAB+“ begrüßen muss: „Man würde ja auch nicht die Frösche fragen, ob man einen Sumpf trockenlegen soll.“ Digitales Radio kann 16 bis zwanzig Radioprogramme im Frequenzbereich eines UKW-Programms übertragen – das bedeutet mehr Konkurrenz auf dem Markt. Außerdem gibt es auch Online-Radios: Die Aufteilung zwischen digitalem Rundfunk und Individualisierung im Internet werde „die Mediengattung Radio revolutionieren“, ist man beim Verein überzeugt. Internetradios wie die „Schlagerhölle“ oder „Radio Paloma“ seien „der Renner“ in Berlin, und DAB+ sei „Standardausrüstung“ namhafter Automarken in den USA geworden. Falls es in Österreich zum Umstieg kommt, gibt es jedenfalls Unterstützung, verspricht Grinschgl: „Dazu haben wir den Digitalisierungsfonds.“ i.w.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2013)