ÖBB fahren in die Gewinnzone

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Alle drei Teilkonzerne haben 2012 mit einem Gewinn abgeschlossen. Die Zahl der Zugreisenden stieg im Vorjahr um sieben Prozent.

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben im Vorjahr einen Gewinn erzielt und damit das wirtschaftliche Ziel schwarzer Zahlen bereits ein Jahr früher erreicht als geplant. Alle drei Teilbereiche haben positiv gewirtschaftet - auch die angeschlagene Gütersparte Rail Cargo erwirtschaftete ein Plus. Zulegen konnten die Bundesbahnen auch bei den Fahrgästen. Für ÖBB-Chef Christian Kern ist der Rückblick auf ein "erfolgreiches Jahr" 2012 aber noch nicht genug, er plant weitere Ergebnisverbesserungen und will die Bundesbahn kundenfreundlicher machen.

"Sind auch pünktlich bei den Gewinnen"

"Wir sind nicht nur die pünktlichste Bahn, sondern auch pünktlich bei den Gewinnen", meinte Kern bei der Jahresbilanzpressekonferenz am Freitag in Wien. In den vergangenen Jahren sei es gelungen, die Richtung des Denkens im Konzern zu verändern. Das Turnaround-Programm habe in allen Konzernbereichen zu Ergebnisverbesserungen geführt. Der ÖBB-Zug sei aber noch lange nicht in der Station angekommen.

Unterm Strich verbucht der Konzern ein Ergebnis von 66,5 Millionen Euro, nach einem Verlust von 27,9 Millionen im Jahr davor. Die Zahl der Mitarbeiter sank unter 40.000, betriebsbedingte Pensionierungen gab es 2012 keine. Heuer sollen 380 Leasing-Mitarbeiter in den konzerneigenen Personalstand übernommen werden.

Der Personenverkehr verzeichnet auf der Schiene deutlich gestiegene Fahrgastzahlen: Besonders im Nah- und Regionalverkehr wählten mehr Menschen die Bahn. Von 209 Millionen Fahrgästen im Jahr 2011 stiegen die ÖBB-Bahnfahrerzahlen auf 224 Millionen, ein Plus von sieben Prozent. Neben der Eröffnung schnellerer Strecken habe dazu auch mehr Komfort in den Zügen dazu beigetragen, etwa durch den Railjet-Einsatz auf der Südbahnstrecke, erläuterte der oberste Lokführer. Die Zahl der Buspassagiere stagnierte bei 240 Millionen, dies sei auf sinkende Schülerzahlen und auch mehr Wettbewerb zurückzuführen. Die mehrheitlich private Westbahn koste den ÖBB "15 bis 20 Millionen Euro".

Keine Preiserhöhungen geplant

Angesichts verkürzter Fahrtzeiten, mehr Angebot und komfortablerer Züge rechnet Kern weiterhin mit mehr Fahrgästen. Die ÖBB profitierten stark durch zunehmende Frequenz in den Zügen. Das Preisniveau im Personenverkehr soll offenbar gleich bleiben: "Wir planen derzeit keine Preiserhöhungen vorzunehmen, wir sind mit dem was wir haben sehr zufrieden". Im Personenverkehr wurden im vergangenen Jahr die Preise erhöht. Schwächen ortet der Bahnchef beim Kundenservice betreffend Beschwerdemanagement. Die Komplexität im Preissystem werde zunehmend reduziert. "Auf Dauer werden wir unseren Kunden nicht erklären können, warum es drei verschiedene Hundetarife gibt."

Auch der Güterverkehr erzielte ein positives Ergebnis, trotz des schwierigen konjunkturellen Umfelds. Hier haben Produktivitätsverbesserungen und Preissteigerungen zum Turnaround beigetragen. Trotz steigendem Wettbewerb blieb der Marktanteil der RCA (Rail Cargo Austria) bei 84 Prozent. "Wir konzentrieren uns auf das Kerngeschäft", betonte Kern. Die schwache Konjunktur mache sich aber bei Einbrüchen im Stahl und Montansektor bemerkbar. "Die voest ist die Ausnahme, aber der Stahlsektor leidet erheblich", schilderte der Konzernchef. Trotzdem wolle man auch im Güterverkehr das Ergebnis verbessern - "Und mit dem ersten Quartal gehen wir davon aus, dass das gelingt."

Verschuldung weiter gestiegen

Die Nettoverschuldung des Konzern ist weiter gestiegen: Von 17,25 auf 18,37 Milliarden Euro. Die nicht rückzahlbaren Investitionszuschüsse der Republik Österreich stiegen von 2,23 Milliarden Euro 2011 auf 2,39 Milliarden Euro. Eine Eigenkapitalspritze des Eigentümers, also der Republik, wie in der Vergangenheit oft angeregt, ist derzeit offenbar in der Regierung nicht durchsetzbar - die SPÖ wäre bereit, die ÖVP sperrt sich. "Wir müssen es eben auch ohne diese schaffen", meint Kern. Von der Politik erhofft er sich im Wahljahr 2013, "dass sie die ÖBB in Ruhe wirtschaften lassen". Verflechtungen und Verschränkungen lassen sich jedoch nicht ganz vermeiden: "Ein Fahrdienstleiter von uns ist Funktionär der Stronach-Partei im Burgenland."

>>> Der gesamte ÖBB-Geschäftsbericht 2012

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(APA)

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