Frustrierende Durchhalteparolen

François Hollande
François Hollande(c) REUTERS (PHILIPPE WOJAZER)
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Präsident Hollande hat derzeit drei Viertel der Bevölkerung gegen sich. Er selbst sieht sich als Opfer der konjunkturellen Rahmenbedingungen.

Paris. Zum Glück für François Hollande finden in Frankreich nicht alle zwölf Monate Präsidentschaftswahlen statt. Er müsste nämlich nach dem ersten Amtsjahr mit einer fristlosen Kündigung durch das Volk rechnen. Er hat laut Umfragen rund drei Viertel der Bevölkerung gegen sich. Selbst unter linken Stammwählern wird der Vertrauensverlust dramatisch sichtbar. In einer Wahlsimulation des kommerziellen Fernsehsenders BFMTV würde es Präsident Hollande als Kandidat heute mit einem Anteil von 19 Prozent nicht einmal in die zweite Runde schaffen. Er würde schmählich aus der Stichwahl eliminiert von der Front-National-Chefin Marine Le Pen (23%) und von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy (34%), der ein triumphales Comeback feiern würde.

„Hollande ist der Coach eines Frankreich-Teams, das verliert“, fasst die Kolumnistin Nathalie Rheims im Magazin „Le Point“ die weitgehend vernichtende Bilanz in den Medien zusammen.

Hollande selbst glaubt felsenfest, dass sein Problem nur aus widrigen konjunkturellen Umständen besteht. Darum gibt es für ihn eine einzige Devise: Durchhalten! Er lehnt einen Kurswechsel ab. Ökonomen und Partner in der EU legen ihm eindringlich Strukturreformen zur Lockerung des Arbeitsrechts und drastische Senkungen der Staatsausgaben ans Herz. Innenpolitisch mehrheitsfähig wären solche Maßnahmen freilich nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2013)

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