Lieferung war angeblich für libanesische Schiitenmiliz Hisbollah gedacht. US-Präsident Obama schließt Bodentruppen weiter aus.
Jerusalem/Washington. Während in Europa und den USA noch über ein härteres Vorgehen gegenüber dem syrischen Assad-Regime debattiert wird, hat Israel einen neuerlichen Luftangriff geflogen: Wie in der Nacht auf Samstag bekannt wurde, beschossen israelische Kampfflugzeuge am Freitag eine syrische Waffenlieferung an die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah.
Und anders als in früheren Fällen hat man in Israel den Angriff auch zugegeben. Nicht offiziell zwar, aber durch einen anonymen Regierungsbeamten. Bestätigungen gab es auch seitens der US-Regierung, die offenbar in den Angriff eingeweiht war. Demnach hat das israelische Sicherheitskabinett in einer geheimen Sitzung am Donnerstag den Luftschlag abgesegnet. Libanesische Sicherheitskreise berichteten später von einer ungewöhnlich starken Aktivität der israelischen Luftwaffe über libanesischem Territorium. Ob die Jets auch in den syrischen Luftraum eindrangen, ist unklar. Theoretisch kann die israelische Luftwaffe mit sogenannten „Standoff Bombs“ auch von eigenem Territorium aus angreifen.
Bereits im Jänner gab es einen ähnlichen Angriff auf einen syrischen Waffenkonvoi, der für die Hisbollah bestimmt gewesen sein soll. Israel fürchtet vor allem, dass bei einem Sturz des Assad-Regimes ein Teil von dessen Waffenarsenal in die Hände der Hisbollah gerät. Besondere Sorge gilt den chemischen Waffen, über die Syrien verfügt. Bei der am Freitag beschossenen Lieferung soll es sich nicht um C-Waffen gehandelt haben.
In den vergangenen Wochen hatten sich Berichte über einen Einsatz solcher Waffen gehäuft. Sollte sich dies bestätigen, würde US-Präsident Barack Obama in Zugzwang geraten, denn er hat dies stets als „rote Linie“ bezeichnet. Einen Einsatz von Bodentruppen in Syrien schloss Obama erneut aus: „Ich sehe derzeit kein Szenario, in dem amerikanische Stiefel auf syrischem Boden nicht nur gut für Amerika, sondern auch gut für Syrien wären.“
Diktator Bashar al-Assad zeigte sich derweil nach langer Zeit wieder in der Öffentlichkeit: Er enthüllte am Samstag an der Universität Damaskus vor Studenten ein Denkmal für „Märtyrer“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2013)