Der Luftschlag nahe Damaskus nütze nur Machthaber Assad, kritisiert der türkische Premier. Für den Einsatz gebe es "keine vernünftige Erklärung". In der Causa "Mavi Marmara" zeichnet sich eine Einigung ab.
Die israelischen Luftangriffe auf Ziele in Syrien seien "unter keinen Umständen gerechtfertigt", sagte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstag. Derart "inakzeptable" Aktionen würden das Regime des syrischen Machthabers Baschar al-Assad stärken, warnte der Premier. So benutze Assad den israelischen Angriff, um von einem Massaker der syrischen Regierungskräfte an Zivilisten in der Stadt Banias abzulenken. "Es gibt keine vernünftige Erklärung, keine Ausrede, die diesen Einsatz rechtfertigen kann", wird er von "Spiegel Online" zitiert.
Der Hintergrund: Israel hatte am Wochenende zwei Mal binnen 48 Stunden Luftangriffe in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus geflogen. Damit sollten nach Angaben aus Jerusalem Waffen für die israelfeindliche Hisbollah-Miliz im Libanon zerstört werden. Über 40 Menschen sollen ums Leben gekommen sein.
"Mavi Marmara": Einigung steht bevor
Erdogan gehört zu den schärfsten Kritikern Syriens auf der internationalen Bühne. So hatte er beispielsweise bald nach Ausbruch der Syrienkrise Assad den Rücktritt nahegelegt. Gleichzeitig hat Erdogan in den vergangenen Jahren auch mit scharfer Kritik an Israel für Aufsehen gesorgt - etwa in Bezug auf die israelische Politik gegenüber den Palästinensern.
Für Spannungen zwischen der Türkei und Israel sorgte auch der Angriff eines israelischen Kommandos im Mai 2010 auf das Schiff "Mavi Marmara", das Hilfsgüter in den Gaza-Streifen bringen sollte. Neun Türken kamen dabei ums Leben. Erst kürzlich hatte sich Israel dafür entschuldigt - und eine "Normalisierung" der gespannten Situation eingeleitet. Nach Angaben beider Regierungen steht eine Einigung auf eine Vereinbarung für israelische Entschädigungszahlungen an die Hinterbliebenen der neun Opfer kurz bevor.
Nach türkischen Presseberichten soll die Abmachung noch vor einem Besuch Erdogans in den USA am 16. Mai unter Dach und Fach gebracht werden. Den Berichten zufolge wollen beide Länder einen Fonds bilden, in den das Geld aus Israel eingezahlt wird. Unklar ist aber, wie die Vereinbarung mit der türkischen Forderung nach einer Aufhebung der Blockade des Gaza-Streifens umgehen wird. Erdogan will noch in diesem Monat den von der radikal-islamischen Hamas regierten Gaza-Streifen besuchen. Israel lehnt eine Aufhebung der Blockade ab.
(APA/AFP/dpa/Red. )