Mahnwache: "Heldenplatz von Ewiggestrigen befreit"

Mahnwache am Heldenplatz
Mahnwache am HeldenplatzAPA (Neubauer)
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Das "Totengedenken" der Burschenschafter wich einem "Fest der Freude" über den Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Die Regierungsspitze würdigte den Widerstand.

Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Deutsche Wehrmacht. Der „Tag der Befreiung" Europas wurde in Österreich jahrzehntelang vom "Totengedenken" der Burschenschafter überschattet. Doch in diesem Jahr verhinderte eine Mahnwache des Bundesheers und ein „Fest der Freude" den Aufmarsch der Rechten mit Fackeln und Säbeln. Ab 7 Uhr früh hatten Soldaten die Mahnwache am Heldenplatz abgehalten - und zwar auf Geheiß von SP-Verteidigungsminister Gerald Klug. Für "einschlägige Gruppen", die diesen Tag zur "Niederlage" umzudeuten versuchten, sei nun kein Platz mehr, "schon gar nicht am Heldenplatz", erklärte der Minister. Rund 7.000 Besucher waren am Mittwoch - laut Polizei - zum Heldenplatz gekommen. Die Veranstaltung verlief friedlich.

Für Historiker Oliver Rathkolb von der Universität Wien wurde damit "ein sehr unwürdiges Schauspiel" beendet. Durch das Totengedenken wären "hunderttausende Soldaten, die hier gefallen sind, und die Millionen Opfer des Zweiten Weltkriegs für eine politische Sache in Geiselhaft genommen worden", kritisierte Rathkolb im „Ö1-Morgenjournal". Und weiter: "Eine kleine Minderheit hatte versucht, aus der Kapitulationserklärung der Deutschen Wehrmacht eine militärische Niederlage zu machen und gleichzeitig immer wieder darüber das Totengedenken gestreut."

Auch die Israelitische Kultusgemeinde zeigte sich erfreut über die Mahnwache des Bundesheeres: "Wir feiern den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und die Befreiung des Heldenplatzes von Ewiggestrigen und Geschichtsrevisionisten", erklärte IKG-Präsident Oskar Deutsch.

Regierungsspitze baut auf Europa

Die Regierungsspitze beging den Jahrestag mit einem Festakt im Bundeskanzleramt. SP-Bundeskanzler Werner Faymann und VP-Vizekanzler Michael Spindelegger betonten dabei die Mitverantwortung Österreichs für Naziverbrechen und würdigten den Widerstand. Der 8. Mai sei ein "Tag der Befreiung und nicht der Niederlage", betonte Faymann. Der Tag markiere allerdings auch "die Stunde Null für Europa". Die europäische Einheit sei die "einzige Antwort" auf ein Regime wie jenes des Nationalsozialismus.

Auch Spindelegger legte den Fokus seiner Rede auf den europäischen Gedanken und zur "Wertegemeinschaft" der EU: "Europa ist die beste Garantie, dass sich das nie mehr wiederholen kann."

Ari Rath, langjähriger Chefredakteur und Herausgeber der "Jerusalem Post", lobte die Einrichtung der Mahnwache am Heldenplatz: "Das ist eine klare Antwort an die dem Herrn Strache nahestehenden Burschenschaften."

Wie berichtet, hatten sich die Burschenschafter zufrieden über die Aktion gezeigt: "Mit Freude" nehme man zur Kenntnis, "dass dem Gedenken an die Toten dieses Jahr ein würdiger und offizieller Rahmen gegeben wird", erklärten der Wiener Korporationsring und der Ring Volkstreuer Verbände in einer Aussendung. (>> mehr dazu).

Nach der Mahnwache spielten am Abend auf Initiative des Mauthausen Komitees die Wiener Symphoniker unter Bertrand de Billy auf dem Heldenplatz beim „Fest der Freude" über die Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft ein Gedenkkonzert.

(Red./APA)

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