Anton-Proksch-Institut teilprivatisiert

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Seit 1. April ist der Spitalskonzern Vamed mit 60 Prozent beteiligt. Der Rest befindet sich weiterhin im Eigentum der Proksch-Stiftung. Für die Mitarbeiter ändere sich nichts.

Wien. Das Wiener Anton-Proksch-Institut (API), eine der größten Suchtkliniken Europas, wurde teilweise privatisiert. Bereits seit 1.April ist der Spitalskonzern Vamed mit 60Prozent an der gemeinnützigen API Betriebs GmbH beteiligt. Die restlichen 40Prozent befinden sich weiterhin im Eigentum der Anton-Proksch-Stiftung.

Eine mögliche Übernahme hatte sich bereits vor geraumer Zeit abgezeichnet. Seit mehr als einem Jahr ist ein Vamed-Mitarbeiter ständig im Haus, nun ist er offiziell einer von zwei Geschäftsführern. Die zweite Position wird von der Stiftung gestellt und von der Verwaltungsdirektorin Gabriele Gottwald-Nathaniel bekleidet.

Mit dem Verkauf ist der gesamte operative Betrieb (etwa die stationäre und ambulante Betreuung der Patienten) in die GmbH gewandert, ärztlicher Direktor ist auch weiterhin Michael Musalek. Die Stiftung hingegen koordiniert den Forschungsbereich, auch die Liegenschaften sind noch in ihrem Besitz. Für die Mitarbeiter ändere sich jedenfalls nichts, sagt Gottwald-Nathaniel. Sie wurden bereits Ende des vergangenen Jahres in der neu gegründeten GmbH angestellt.

Längere Rettungsaktion

Die teilweise Übernahme durch die Vamed ist das Ergebnis einer längeren Rettungsaktion. Vor zwei Jahren wurde bekannt, dass das Institut einen Kredit von über zehn Millionen Euro aufnehmen musste, rund ein halbes Jahr später wandten sich die Mitarbeiter – die erneut mit Gehaltskürzungen konfrontiert wurden – an die Medien: Die Schulden seien nun auf 17 Millionen Euro geklettert. Das Institut hat zwischenzeitlich die Verwaltung schlanker gemacht, Sparmaßnahmen durchgeführt (etwa die Schließung der Personalbibliothek) und Projekte ausgegliedert („Gabarage“: Hier stellen ehemalige Suchtkranke Designerstücke aus Recyclingmaterial her). Und: Die ambulanten Entzugsbehandlungen des Instituts in der Niederlassung auf der Wieden (das Krankenhaus selbst befindet sich in Liesing) wurden vergangenes Jahr im April eingestellt.

Hier wurden bis zu 2000 Patienten frühzeitlich therapiert. Die Ärztekammer hat diesen Schritt scharf kritisiert, sie betreffe vor allem die arme Bevölkerung. Das API hingegen wies darauf hin, dass die Behandlungskosten die Einnahmen weit übertreffen würden.

Sorge um Qualität der Betreuung

Bereits während dieses Prozesses – und vor allem nach dem teilweisen Verkauf an die Vamed – befürchteten einige Mitarbeiter, dass die Qualität der Patientenbetreuung leiden könnte (das Institut genießt international einen guten Ruf).

Die API-Leitung weist das entschieden zurück, die Vamed hingegen war für eine Stellungnahme (auch zum Verkaufsablauf) nicht erreichbar. Dass die Qualität sichergestellt ist, davon zeigt sich auch die Sucht- und Drogenkoordination Wien überzeugt. Sie ist einer der Fördergeber der API-Stiftung und wird es eigenen Angaben nach auch weiterhin bleiben.

Neben der Sucht- und Drogenkoordination hat die Stiftung unter anderem Verträge mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger und dem Land Niederösterreich. Der Stiftung steht übrigens auch weiterhin Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) vor.

Im Anton-Proksch-Institut werden jährlich rund 10.000 Patienten betreut, größtenteils aufgrund ihrer Alkoholsucht. Was den Wegfall der ambulanten Betreuung betrifft, will nun die Stadt Wien (gemeinsam mit dem API) eingreifen. Derzeit laufen Gespräche darüber, wie der neue ambulante Alkoholentzug aussehen könnte, Details will vorerst niemand verraten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2013)

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