„Ich war nie der ängstliche Typ“

Christine Schwarz-Fuchs ist Teilnehmerin am WKO-Programm „Zukunft.Frauen“. Eine von 22 Managerinnen, denen die lauwarme Mitte nicht genug ist.

Auf einen Blick

Spricht man mit Christine Schwarz-Fuchs, der Geschäftsführerin der Lustenauer Buchdruckerei Bulu, bekommt Karriere etwas Selbstverständliches. Aktuell letzte Station ist „Zukunft.Frauen“, die Gemeinschaftsinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft, Jugend und Familie (BMWJF), der Wirtschaftskammer Österreich und der Industriellenvereinigung. Ziel des Programms ist, den Frauenanteil in Spitzen- und Entscheiderpositionen zu vergrößern. Da geht es um rechtliches und wirtschaftliches Fachwissen, das in acht Modulen von Experten mit Aufsichtsfunktionen vermittelt wird: „Stimmt schon, wir machen viel BWL und Marketing“, bekräftigt Schwarz-Fuchs, „aber wir behandeln auch viele persönliche Themen: Verhandlungstaktik, Auftreten – bis hin zur richtigen Kleidung nach Anlässen. Vor allem aber tauschen wir uns mit Menschen aus der Praxis aus.“ Die abendlichen Kamingespräche – „sehr spannend, mit tollen Leuten“.

Lebenslauf als Lehrstück

Schauen wir uns den Lebensweg der Vorarlbergerin an. Aus ihm lassen sich rasch Anregungen für den Weg an die Spitze ableiten. Schon während des Handelswissenschaftsstudiums an der WU Wien absolviert sie ein Auslandssemester an der australischen Armidale University (New South Wales), danach betreibt sie ein Jahr Marketing Research im amerikanischen Portland (Oregon). Angst vor der Fremde – nein, warum? „Ich war nie der ängstliche Typ.“

Zum Zeitpunkt ihrer Rückkehr 1999 steht bei der altehrwürdigen Lustenauer Druckerei, an der ihre Familie Anteile hält („Es sind mehrere Familien, die daran beteiligt sind“), eine Umstrukturierung an. Die Druckerei will wachsen und lässt über ihre Familie anfragen, ob sie bei der Expansion mitmachen will. Warum nicht, denkt sie sich. Davor will sie sich noch ein paar andere Druckereien anschauen – in Irland. Die Geschäftsleitung willigt ein. Man kann warten.

Ein Jahr später kehrt sie heim, munitioniert mit Fachwissen. Expansion und Modernisierung funktionieren. 2002 wird ihr die Prokura verliehen, 2003 die Geschäftsleitung übertragen. Herausfordernde Zeiten stehen bevor, rundherum schließt eine Druckerei nach der anderen. Die digitale Welt greift nach den analogen Büchern, die Lohnkosten in Westösterreich sind hoch und der teure Kollektivvertrag tut sein Übriges. „Man darf nicht schlafen“, sagt sie, „wer schläft, kommt unter die Räder.“

Wie sieht sie die Managementunterschiede zwischen West- und Ostösterreich? Nun, ihre früheren Studienkollegen sind alle in Konzernstrukturen gelandet, „aber dort ist es schwierig, schon in jungen Jahren nach oben zu kommen“. Große Companys siedelten bevorzugt nach Wien, KMU wiederum in die Bundesländer. Die mag sie mehr, „da redet man schneller mit und macht mehr Allroundersachen“.

Sie selbst ist sicher nicht der Konzerntyp. In den USA hat sie immer wieder Ideen vorgetragen, wenn der Vorgesetzte sie gut fand, trieb er sie weiter – unter seinem Namen oder nicht so, wie sie es gemeint hatte: „Viele Ideen sterben auf diese Art.“ Sie zieht Themen gern selbst durch, „von der ersten Anregung bis hin zur Umsetzung“. Teamarbeit mag sie natürlich, besonders bei neuen Projekten: „Da hat jeder sein Wissen und bringt es ein.“ Was nicht für Bewährtes gilt: „Man muss nicht ständig alles neu durchkauen.“

Selbstverständliches Vertrauen

Was nach dem „Zukunft.Frauen“-Programm kommt, weiß sie nicht. Aufsichtsrat? So viele Posten gibt es da nicht, lacht sie, und so häufig werden die auch nicht vergeben. Wie man als Frau in diese Zirkel kommt? „Sich sichtbar machen. Das entsteht nicht von heute auf morgen.“ Vorbereitet will sie jedenfalls sein, „man weiß nie, was sich ergibt“. Die verschärften Compliance- und Haftungsregeln, die so manchen zittern lassen, flößen ihr „Respekt ein, aber keine Angst“. Man muss nur die Regeln kennen und sich daran halten, dann hat man nichts zu befürchten. Es gibt eine Menge Wege, sich abzusichern. Weiterbildung, unter anderem. Sie sagt das mit der ruhigen Leichtigkeit und dem selbstverständlichem Vertrauen, das sonst eher für männliche High Potentials charakteristisch ist. Es lässt keinen Zweifel offen, dass sie es schaffen wird.

Das Weiterbildungsprogramm Zukunft.Frauen richtet sich an weibliche Führungskräfte auf dem Weg ins Topmanagement und Selbstständige, die ein Aufsichtsratsmandat anstreben. Der nächste Durchgang – Zukunft.Frauen.7 – findet vom September dieses Jahres bis März 2014 statt. Acht Module werden angeboten. Die Nominierung erfolgt durch die Unternehmen, in denen die weibliche Führungskraft tätig ist. Selbstständige Frauen nominieren sich selbst. Anmeldungen sind noch bis 3. Juni möglich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2013)

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