Agrarwissenschaften: „Das größere Ganze vermitteln“

Agrarwissenschaften
Agrarwissenschaften(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Von der Nutztierhaltung bis zum Reha-Urlaub auf dem Bauernhof: Landwirtschaftliche Weiterbildungen decken ein weites Feld ab. Einige Beispiele.

Mehr als 400.000 Menschen sind laut Statistik Austria in Österreich in der Land- und Forstwirtschaft tätig, der Großteil davon in familieneigenen Betrieben. Nachwuchskräfte lernen das Handwerkzeug hier in der Regel von klein auf oder besuchen eine von vielen land- und forstwirtschaftlichen Schulen.

Doch auch wer sich darüber hinaus intensiver mit dem Thema auseinandersetzen will – sich als Landwirt spezialisieren, im Marketing, als Pädagoge oder Therapeut mit (biologischer) Landwirtschaft und Naturnutzung tätig sein möchte –, kann aus einer Reihe von einschlägigen Universitäts- und Fachhochschulstudien wählen.

Wen es an die Universität zieht, wird in Österreich um die Wiener Universität für Bodenkultur (Boku) nicht herumkommen. Den Ausgangspunkt stellt das Bachelorstudium Agrarwissenschaft dar. Hier werden den Studenten die Grundlagen aus den Bereichen Agrarwissenschaften, Naturwissenschaft und Sozial- und Wirtschaftswissenschaften vermittelt. Darauf aufbauend wird eine Auswahl an Masterstudien geboten: von Agrar- und Ernährungswirtschaft über Agrarbiologie und Ökologische Landwirtschaft bis hin zu Nutztierwissenschaften.

Ökologischer Hufabdruck

Im zuletzt genannten Masterstudium geht es laut Wilhelm Friedrich Knaus, Universitätsdozent am Institut für Nutztierwissenschaften, grundsätzlich um die möglichst effiziente Produktion und Haltung von Nutztieren. Aber nicht nur: „Wir versuchen, den Studenten das größere Ganze zu vermitteln“, sagt er. Dementsprechend geht es nicht ausschließlich um Zucht, Haltung und Futter, sondern auch um die generellen Auswirkungen – Stichwörter ökologischer Fußabdruck und globale Auswirkungen. Ein Beispiel, mit dem sich die Studenten auseinandersetzen, ist der durch mehr Wohlstand verursachte steigende Fleischkonsum in Ländern wie China. Für die Landwirtschaft stellt diese Entwicklung eine große Herausforderung dar, denn mit zunehmender Viehzucht steigt auch der Bedarf an Futtermitteln. Dafür werden mehr landwirtschaftliche Flächen benötigt – und das nicht selten auf Kosten des Anbaus von Nahrungsmitteln für Menschen. Knaus: „Allein in den letzten 50 Jahren sind die Ackerflächen pro Kopf weltweit um rund die Hälfte zurückgegangen. Tendenz steigend.“ Für die Lehrveranstaltungen sind jeweils Vortragende von verschiedenen Instituten verantwortlich, die allesamt dem Department für nachhaltige Agrarsysteme unterstehen.

Bio vermarkten

Wie macht man landwirtschaftliche Produkte dem Konsumenten schmackhaft? Mit dieser Frage beschäftigt man sich an der Austrian Marketing University of Applied Sciences im Rahmen des Masterstudiums „Biomarketing“. Dabei geht es nicht nur um Lebensmittel, sondern auch um Naturkosmetik oder Textilien. Ein rasch wachsender Markt, in dem sich viele Chancen bieten. Studiengangsleiterin Andrea Grimm: „Die Studenten lernen schnell, dass der Biokonsument ein anderer ist und auch nach anderen Richtlinien vorgeht.“ Der Master befasst sich mit der gesamten Wertschöpfungskette – also mit Anbau, Verarbeitung, Qualitätsmanagement, Vermarktung und Innovation. „Die Branche lebt davon, neue Produkte auf den Markt zu bringen“, erklärt Grimm die Wichtigkeit des kreativen Neuerschaffens in diesem Sektor.

Grüne Pflege

Für pädagogischen Nachwuchs im landwirtschaftlichen Bereich sorgt seit Jahren die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. Angeboten werden neben Bachelorstudien die jeweils sechssemestrigen Masterstudiengänge Bildungsmanagement im ländlichen Raum, Informationsmanagement und E-Learning sowie Green Care. Im Bildungsmanagement sollen Skills und Tools für Lehrer und Berater im landwirtschaftlichen Bereich, aber auch Personen aus dem Regionalmanagement vermittelt werden. Informationsmanagement befasst sich mit der professionellen Umsetzung von E-Learning-Angeboten, Lerntechnologien und Lernplattformen.

Im interdisziplinären Lehrgang Green Care geht es um den Einsatz von Natur im pädagogischen, therapeutischen oder sozialen Kontext. Beispiele sind etwa die tiergestützte Therapie, „care farming“ und die Gartentherapie. Letztere wird auch als Zertifikat angeboten.

Weiterbildung

•Angebote an der Universität für Bodenkultur (Boku): www.boku.ac.at

- Angewandte Pflanzenwissenschaften

- Nutztierwissenschaften

- Agrar- und Ernährungswirtschaft

- Ökologische Landwirtschaft

- Agrarbiologie

•Angebote an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik: www.agrarumweltpaedagogik.ac.at

- Bildungsmanagement im ländlichen Raum

- Informationsmanagement und E-Learning

- Green Care

•Angebot der Austrian Marketing University of Applied Sciences: www.amu.at

- Master: Biomarketing

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2013)

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