Dominik N. sei "katastrophal" behandelt worden. Daher wolle man ihn nicht jetzt schon mit Kosten für seine Befreiung konfrontieren. Man prüfe nach dem Gesetz, heißt es aus dem Außenministerium.
Die freigelassene Jemen-Geisel Dominik N. ist während ihrer Gefangenschaft "katastrophal" behandelt worden. Diese Einschätzung äußerte Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) gegenüber der Sonntagsausgabe der Tageszeitung "Österreich". Daher wäre es auch "unverantwortlich", den 26-Jährigen derzeit mit Überlegungen zu konfrontieren, ihn an den Kosten für seine Befreiung zu beteiligen. Ausgeschlossen ist dies aber nicht.
"Wir werden prüfen, ob wir von ihm einen Beitrag verlangen können, denn natürlich sind hohe Kosten angelaufen", so Spindelegger in dem Interview. "Grundsätzlich", betonte der Vizekanzler gegenüber "Österreich", gelte "natürlich, dass man nicht an Orte fährt, für die das Außenministerium eine Reisewarnung ausgegeben hat". Gegenüber der APA hieß es bezüglich der Frage einer möglichen Forderung nach Kostenbeteiligung am Samstagabend aus dem Außenministerium, dass es sich dabei um ein übliches Verwaltungsverfahren handle, das in solchen Fällen in Gang komme. Derzeit liege der "Hauptfokus" aber bei der "medizinischen und psychologischen Betreuung" von Dominik N.
Außenministerium prüft "nach dem Gesetz"
Ministeriumssprecher Martin Weiss hatte bereits am Freitag zu möglichen Regressforderungen betont, dass auch dieser Fall "nach dem Gesetz geprüft" werde. Dabei sei etwa festzustellen, ob sich Dominik N. wirklich "grob schuldhaft in Gefahr begeben" habe. Außerdem müsse die Gefahr absehbar gewesen sein. Schließlich gebe es auch Abzüge von der Höchstsumme des Regresses (50.000 Euro), wenn das Opfer durch die Entführungen "schweren psychischen Belastungen ausgesetzt" gewesen sei.
Die Zeitung "Kurier" hatte am Samstag ohne Quellenangabe ausführlich über die Geiselhaft des Wieners und seiner beiden finnischen Leidensgenossen berichtet. So sei der Mann in den ersten Wochen nach der Geiselnahme an den Füßen angekettet gewesen und täglich akustischem Terror mit Koran-Versen ausgesetzt gewesen. Das Essen sei eintönig gewesen, das verabreichte Wasser schmutzig. Die Geiseln hätten auf dem Boden schlafen müssen und die Quartiere seien zumindest im Wochen-Rhythmus gewechselt worden. In den Unterkünften seien die Fenster meist mit Brettern vernagelt gewesen.
(APA)