Sigi Maurer: Vom Audimax ins Parlament

Sigi Maurer Audimax Parlament
Sigi Maurer Audimax Parlament(c) Die Presse
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Die ehemalige ÖH-Vorsitzende Sigi Maurer wollte eigentlich nie in die Politik wechseln. Jetzt kandidiert sie für die Grünen - und dürfte Wissenschaftssprecherin werden.

Man darf Armin Wolf unterstellen, dass er die Studentenvertreter ein wenig provozieren wollte, als er sich nach der traditionellen Elefantenrunde für die Hochschülerschaftswahl vor vier Jahren mit den Worten verabschiedete: „Wir sehen uns dann eh im Parlament.“ Immerhin gehört es für ÖH-Funktionäre gewissermaßen zum guten Ton, eine etwaige Karriere in der echten Politik vehement abzustreiten. Auch für Sigi Maurer, die diese Anekdote erzählt. „Ich war damals total empört“, sagt die Tirolerin, die nach besagter Diskussion zwei Jahre lang für die grün-alternativen Studenten an der Spitze der ÖH stand. „Heute muss ich darüber lachen.“

Immerhin hat die 28-Jährige mittlerweile den Schritt gemacht: Auf Platz sechs der grünen Bundesliste kandidiert sie für den Nationalrat. Insider gehen davon aus, dass sie die neue grüne Wissenschaftssprecherin wird. Wer sonst wäre dafür geeignet, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Maurer ist es zweifellos, das bestätigt auch ihr Vorgänger Kurt Grünewald, der im Herbst in den Ruhestand geht. Er befürchtet lediglich, dass sie, die nach zwei abgebrochenen Studien – Musik, Politikwissenschaft – dabei ist, den Bachelor in Soziologie abzuschließen, die Anerkennung der Wissenschaftsszene erst erkämpfen müsse. Eine Sorge, die Maurer selbst nicht teilt. Sie kenne schließlich die Akteure. Nicht zuletzt kommt sie aus derselben Ortschaft wie Minister Töchterle: Telfes im Stubai.

Und tatsächlich überzeugte sie als dezidiert linke ÖH-Chefin mit ihrem Fachwissen auch jene, die die Studierendenvertreter sonst ungern für voll nehmen. Damals – zwischen 2009 und 2011 – erlebte die Bildungsdiskussion in Österreich ein Hoch – auch und vor allem wegen der Studentenproteste rund um die Audimax-Besetzung. „Es war unser großes Glück, dass es so viel Aufmerksamkeit gab – ohne das hätten wir niemals so performen können“, sagt Maurer.

Doch auch, wenn die ÖH in der basisdemokratischen Bewegung nur mitgeschwommen ist: Es war Maurer, die die Bildungsdebatte nach dem unrühmlichen Ende der Proteste am Köcheln hielt; sie war es, die die Hochschülerschaft wieder zu einem relevanten Akteur machte. Die Person Maurer prägte auch das Bild der ÖH in der Öffentlichkeit – etwas, das bei Wegbegleitern mitunter für Kritik sorgte.

Die „Sigi“ sei eben eine Einzelkämpferin, heißt es da. „Eigentlich nicht“, sagt Maurer dazu. Der Eindruck könne daher kommen, „dass die Medien halt immer mich wollten“, meint sie, gar nicht kokett übrigens. Es stimmt schon: Die Ex-ÖH-Chefin streitet kompetent – und kann mit den Medien.

Nun also Wissenschaftssprecherin. Das sei zwar nicht ihr Ziel gewesen. „Aber es ist schon ein logischer Schritt“, sagt sie: „Das ist einer meiner Kompetenzbereiche.“ Maurer legt ihre neue Rolle selbstbewusst an. Jeden möglichen Eindruck, sie sei ihr nicht gewachsen, räumt sie offensiv aus. Ja, sie habe lange überlegt, als sie nach Ende der ÖH-Zeit von immer mehr Menschen aus dem grünen Umfeld auf eine Kandidatur angesprochen worden sei. „Aber ich war nie unsicher, ob ich das kann.“ Sie habe bloß abgewogen, ob sie sich in das System begeben wolle. Wollte sie. „Mit allen Einschränkungen, die die parlamentarische Demokratie hat, ist die Politik eine Möglichkeit, die Gesellschaft zu verändern.“

Nicht bei allen in der Partei kommt ihr rapider Aufstieg übrigens gut an, bei manchen an der Basis sorgt die Polit-Karriere Maurers - einer guten (und engagierten) Netzwerkerin –- für Irritationen.„ „Natürlich gibt es das““, sagt sie selbst dazu. „„Aber wenn man es ernst meint, geht es darum: Von wem hätten wir gerne, dass er oder sie für uns spricht, Ideen einbringt? Wie lange ich mich in der grünen Basis aufgehalten habe, ist dafür irrelevant.““

A propos Ideen: Auf die Bildung einschränken will sich Maurer nicht. „„Mir ist wichtig, dass die Grünen eine soziale Linie fahren, was sie nicht immer tun – oder nicht immer ausreichend kommunizieren““, sagt sie. Was das heißt? Die „Bobos“ - sie zeichnet leicht ironisch das Bild vom iPhone-besitzenden, fahrradfahrenden Kreativling, der am Markt bio einkauft -– hätten zu viel Gewicht. „„Man sollte den Anspruch haben, die Schwächsten zu vertreten.“““ Es gehen dabei um die Frage, wer seine Interessen durchsetzen könne, um die Verteilung, nein eigentlich um die Produktionsverhältnisse, verstrickt sich Maurer –- ganz Soziologin -– in der Theorie. Wie auch immer: „„Es gibt Spielraum nach links –und den sollte man auch nutzen.“““

Im Parlament hatte Maurer übrigens anderthalb Jahre lang Hausverbot: Sie hatte 2010 während der Budgetrede Flugzettel von der Galerie geworfen. Mittlerweile darf sie das Hohe Haus wieder betreten.

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