Italiens Notenbankchef fordert "Strafzinsen" für Banken

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Weil die Banken ihr Geld bei der EZB bunkern, sollen sie durch negative Zinsen "motiviert" werden, Geld zu verleihen.

Italiens Notenbankchef Ignazio Visco hat sich für einen negativen Einlagezins der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgesprochen. Sollte sich die Wirtschaftslage in der Eurozone weiter verschlechtern, sei die EZB bereit, willens und in der Lage, den Zins auf Einlagen der Banken bei der Notenbank unter null Prozent zu senken, sagte er am Montag dem Sender CNBC. Damit würde den Kreditinstituten de facto ein Strafzins auferlegt. Am Devisenmarkt sorgten die Äußerungen für Druck auf den Euro, dessen Kurs bis auf 1,2950 Dollar abbröckelte.

"Wir sind uns im EZB-Rat alle einig, dass wir uns das genau anschauen müssen und gegebenenfalls den (Einlage)satz weiter reduzieren werden", sagte der Nachfolger von EZB-Präsident Mario Draghi auf dem Chefsessel der Banca d'Italia. Er selbst denke, dass ein solcher Schritt "effektiv" sei. Die EZB sei technisch bereit, mit möglichen ungewollten Nebenwirkungen umzugehen. "Wir wissen, dass wir damit umgehen müssen und wir wissen, wie wir damit umgehen müssen."

Die EZB hatte Anfang Mai ihren Leitzins auf 0,5 Prozent gekappt und den Einlagesatz unverändert bei null Prozent belassen. EZB-Chef Draghi hatte zugleich angedeutet, dass dies nicht so bleiben muss. Ein negativer Einlagesatz wirkt als Strafzins für Banken, die wegen der Krise Geld lieber bei der EZB parken als es Unternehmen als Kredit zur Verfügung zu stellen. Die EZB wäre die erste der wichtigen internationalen Zentralbanken, die einen negativen Einlagesatz einführen würde.

(APA/Reuters)

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