Baukonzern Alpine wankt bedrohlich

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Der spanische Mutterkonzern FCC dreht den Geldhahn zu und verlangt neuerliche Kredite der Banken. Was eher unwahrscheinlich ist. Die Alpine gehört den Spaniern seit Herbst zur Gänze - und hat sich als Fass ohne Boden erwiesen.

Wien. Die Frohbotschaft wurde vor nur zweieinhalb Monaten verlautbart. Es war Anfang März, und nach langwierigen und zahllosen Krisensitzungen war Österreichs zweitgrößter Baukonzern Alpine "gerettet" worden. Die Ausgangslage war prekär: Das Unternehmen schrieb im vergangenen Jahr Verluste in Höhe von rund 300 Millionen Euro, die Bankverbindlichkeiten lagen bei etwa 650 Millionen. Doch dann kam die Erlösung: Die Gläubigerbanken stimmten einem 30prozentigen Schuldenschnitt zu, der spanische Mutterkonzern FCC erklärte sich bereit, 150 Millionen Euro an Eigenkapital zu zuschießen. Weitere rund 200 Millionen Euro sollten durch den Verkauf von Alpine-Tochtergesellschaften hereinkommen.

Hörbares Aufatmen im ganzen Land: bei den rund 15.000 Alpine-Beschäftigten sowieso. Aber auch in der heimischen Politik war große Erleichterung angesagt: Der Alpine-Konzern - vor dem Verkauf an die Spanier ein österreichisches Unternehmen - zählt hierzulande rund 7500 Arbeitnehmer. Eine Pleite dieser Größenordnung hätte echte Schockwellen durch das Land gejagt. Gar nicht gut in einem Super-Wahljahr.

Doch jetzt ist wieder alles anders: Der Baukonzern steht neuerlich an der Kippe, und bei den Banken macht sich ein gerüttelt Maß an Nervosität breit. Denn beim vereinbarten Verkauf der Tochtergesellschaften spießt es sich gewaltig - die geplanten Verkaufserlöse erweisen sich als utopisch. Womit der spanische Mutterkonzern FCC nochmals 150 Millionen Euro zuschießen müsste. Wozu er sich außerstande sieht. Er verlangt neuerliche Kredite in der Größenordnung.

Republik haftet

Das ist freilich kein realistisches Szenario: Schon Anfang des Jahres hatten sich die Gläubigerbanken äußerst geduldig gezeigt, hatten monatelang keine Kredite fällig gestellt, hatten schließlich einem Kreditverzicht zugestimmt. Dass sie neuerlich den Geldhahn aufdrehen werden, muss bezweifelt werden. Zumal die Republik Österreich ohnehin schon bei der Alpine über die staatlichen Exportkredithaftungen für 150 Millionen Euro geradesteht. Eine weitere Übernahme von Haftungen ist also ebenso wenig realistisch.

Schnell verbreiteten sich am Donnerstag Gerüchte: Es sei eine Krisensitzung der Gläubigerbanken geplant, hieß es zunächst. Von den Banken selbst wurde dies allerdings in Abrede gestellt.

Trotzdem: Von den spanischen Eigentümern ist keine weitere finanzielle Unterstützung zu erwarten. Seit September 2012 gehört ihnen die Alpine zur Gänze - und das Investment hat sich als Fass ohne Boden erwiesen. In der Alpine heißt es freilich hinter vorgehaltener Hand, dass just die Spanier für ein Gutteil der Probleme verantwortlich seien. Tatsache ist: Seit sie das Salzburger Unternehmen übernommen haben, beklagten viele langjährige Manager den chaotischen Führungsstil, ein regelrechter Aderlass erfahrener Manager war die Folge.

Die Spanier wiederum beklagen erhebliche Probleme vor allem beim Osteuropa-Geschäft der Alpine, von denen sie beim Kauf nichts gewusst hätten. Sie hätten bereits 150 Millionen Euro nachschießen müssen. In Summe habe FCC bisher also 700 Millionen Euro in die Alpine gesteckt.

Konkurs-Szenario

Weiteres Geld für die Österreich-Tochter sei also denkunmöglich, heißt es aus Madrid. Die Spanier reden nun ganz offen davon, dass ein Konkurs der Alpine nicht ausgeschlossen werden könne. Mittlerweile hat sich auch die spanische Regierung eingeschaltet - denn ein Konkurs der Alpine würde auch den FCC-Konzern ins Schlingern bringen.

Aus der Alpine verlautete am Donnerstag, dass FCC „immer schon voll hinter Alpine gestanden und allen Verpflichtungen nachgekommen" sei. Der „größte Teil der finanziellen Zusagen" sei bereits umgesetzt worden.
Ironie am Rande: Im April hat der wenige Monate zuvor aus Deutschland geholte Sanierer Josef Schultheis die Alpine wieder verlassen - quasi nach getaner Arbeit. Chef der Alpine ist seitdem Arnold Schiefer, ein in der FPÖ fest verankerter Manager. Er war zuvor Manager bei der Güterverkehrstochter der ÖBB.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2013)

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