Mehr Ego, mehr Profil? Vor allem Kompetenz!

Frauen wie Männer müssten sich ihrer „Muster“ bewusst sein, sagt HP-Managerin Michaela Novak-Chaid. Zu warten, bis man auffalle, sei zu wenig.

Auf einen Blick

Der nächste Teil zur Serie „Zukunft.Frauen“ erscheint am 25. Mai.

Mehr Ego, mehr Profil? Vor allem Kompetenz!
Frauen seien fleißig wie die Bienen und hoffen darauf, im Unternehmen damit aufzufallen. Männer auf der anderen Seite betrieben viel selbstständiger Werbung in eigener Sache und verkauften sich öfter: Solche „Muster“, welche auf das Geschlecht zurückzuführen sind, gelte es zu durchschauen, sagt Michaela Novak-Chaid, Direktorin Printing & Personal Systems Group Hewlett-Packard (HP) sowie Mitglied der Geschäftsleitung. So sei die Ansicht, dass Bescheidenheit in Karrierefragen noch immer eine Zier sei, eher weit verbreitet, so die Managerin weiter.

„Diese Einstellungen können natürlich nie für die Allgemeinheit behauptet werden. Wenn sie allerdings trotzdem zutreffen, dann muss man sich solcher Muster bewusst werden“, sagt Novak-Chaid. Frauen, die Karriere machen möchten, müssten sich daher eingestehen, dass nur auf eine Beförderung zu warten oft zu wenig sein werde. Und Männer – oder auch andere Frauen – in Führungspositionen sollten erkennen, dass ihre weiblichen Mitarbeiter, die vielleicht im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen kaum auf eine Beförderung drängen, trotzdem an Karriere interessiert sind. „Durchsetzungskraft ist aber trotzdem nicht das Thema. Es geht primär darum, Kompetenz zu vermitteln. Und das ist jedenfalls geschlechtsneutral.“

Frauen, die in Führungspositionen kommen wollen, rät sie aber trotzdem, nicht nur fleißig – gemäß dem „weiblichen Muster“ – zu arbeiten. „Nur gute Arbeit zu machen ist zu wenig. Man muss auch präsent sein, sein Profil schärfen“, so die Managerin. Eine Möglichkeit dafür stelle unter anderem die Teilnahme am Führungskräfteprogramm „Zukunft.Frauen“ (siehe Infobox) dar, an dessen aktuellem Durchgang Novak-Chaid gerade teilnimmt.

„Im Vordergrund steht dabei für mich, andere engagierte und mutige Frauen kennenzulernen“, so Novak-Chaid: „Der Austausch bringt neue Ideen von außen, aber gleichzeitig auch Einblicke in andere Branchen.“ Es gehe darum, auch einen breiteren Blickwinkel zu gewinnen: „Solche Programme müssen klar einen Mehrwert bieten.“ Dabei werden auch bewusst Verhaltensmuster hinterfragt: „Das sind oft einfache Dinge: Wie sitzt man am Verhandlungstisch? Setzt man sich nicht in die erste, sondern lieber in die zweite Reihe? Frauen müssen manchmal lernen, keine Furcht davor zu haben, im Vordergrund zu stehen, mitzusprechen“, ist sich die HP-Managerin sicher.

Visibilität erhöhen

Könnte ein solcher Lehrgang auch die verstärkte Sichtbarkeit von Frauenpersönlichkeiten im Management erhöhen? „Absolut. Solche Programme erhöhen die Visibilität der Frauen. Da gibt es noch viele versteckte Diamanten, die man finden kann“, betont die Managerin.

Diskriminierungen von Frauen in der Karriere aufgrund des Geschlechts will sie in den heimischen Unternehmen nicht erkennen: „Es haben nur noch nicht alle Firmen erkannt, wie wichtig es ist, alle Potenziale zu heben“, sagt sie diplomatisch. „Niemand kann es sich heute mehr leisten, 50 Prozent des Humankapitals nicht zu fördern.“ Vorstände müssten erkennen, dass Vielfalt und diverse Teams besser arbeiten und Mehrwert stiften.
Sie selbst sei während ihrer Laufbahn bei HP – die gebürtige Oberösterreicherin, Jahrgang 1970, ist seit 1998 für den IT-Konzern tätig – nie aufgrund ihres Geschlechts bevorzugt oder benachteiligt worden. „Ich habe das Glück, in einem visionären Unternehmen tätig zu sein, wo alle gleiche Chancen haben“, sagt Novak-Chaid. Als sie als 28-Jährige bei HP anheuerte, habe sie bereits nach drei Monaten den Posten einer Abteilungsleiterin angeboten bekommen. „Ich habe mir Zeit meiner Laufbahn Mentoren gesucht, die mich auch dazu ermutigt haben, die nächsten Schritte zu machen.“ In ihrem eigenen Unternehmen werden Mentoren unabhängig vom Geschlecht eingesetzt – für Novak-Chaid stellt das einen Ausdruck der Chancengleichheit bei HP dar. Zur Förderung junger (weiblicher) Talente seien Programme, welche nur auf Frauen ausgerichtet sind, jedoch schon sinnvoll.

Empathie und Kommunikation

Einen Vor- oder Nachteil in ihrer Managementposition aufgrund ihres Geschlechts will sie nicht erkennen: „Kompetenz ist doch das Einzige, das zählt“, so die Managerin. Obwohl sie einräumt, dass eine Frau oft anders führe als ein Mann: „Prinzipiell ist jeder Managementstil ein persönlicher. Aber Frauen ticken sicherlich etwas anders, das hängt wieder mit den bereits angesprochenen Mustern und Erwartungen zusammen. Oft agieren sie empathischer, legen mehr Wert auf Kommunikation und stellen ihr eigenes Ego nicht zu sehr in den Vordergrund“, sagt Novak-Chaid. Managerinnen müssten hier jedoch noch risikobereiter agieren, empfiehlt sie.

Karriere an sich sei jedoch geschlechtsneutral: „Essenziell ist, dass man etwas macht, worin man gut ist. Dann wird man auch Erfolg haben.“


Das Weiterbildungsprogramm Zukunft.Frauen richtet sich an weibliche Führungskräfte auf dem Weg ins Topmanagement und Selbstständige, die ein Aufsichtsratsmandat anstreben. Der nächste Durchgang – Zukunft.Frauen.7 – findet vom September dieses Jahres bis März 2014 statt. Acht Module werden angeboten. Die Nominierung erfolgt durch die Unternehmen, in denen die weibliche Führungskraft tätig ist. Selbstständige Frauen nominieren sich selbst. Anmeldungen sind noch bis 3. Juni möglich.

Diese Serie wird von der „Presse“ in redaktioneller Unabhängigkeit gestaltet und ist durch finanzielle Unterstützung von „Zukunft.Frauen“ möglich geworden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2013)

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