Preis und Wert: nicht verwechseln!

Goldmünze + Licht = Glanz: war so, ist so, bleibt so.

Zugegeben: Wenn man sich die Entwicklung des Goldpreises so ansieht, dann scheint es, als wäre dieses Goldjournal zu exakt der falschen Zeit gestartet; als wäre die "Erfolgsgeschichte Gold" nach mehr als zehn Jahren Bullenmarkt nun vorbei; als hätte die "Ratio" vieler Ökonomen über die "Emotion der Massen" endgültig gesiegt.

Aber meist sind die Dinge nicht wie sie scheinen - und dieses Blog heißt ja auch nicht "Goldpreisjournal", oder? :)

Fangen wir "an der Basis" an, beim "Taxifahrertest". Ich musste vergangene Woche eine kurze Strecke in einer niederösterreichischen Kleinstadt mit dem Taxi zurücklegen. Ich hatte wenig Zeit und war ehrlich gesagt zu faul, mir die Busfahrpläne zu Gemüte zu führen. Mein Taxifahrer hatte auf dem Beifahrersitz einen Laptop und ich staunte nicht schlecht, als ich am Bildschirm Börsenkurse erkannte. Stellt sich heraus, der Taxifahrer betreibt ein klein wenig "Daytrading" in seiner Dienstzeit. Und zwar an den Forex-Märkten. Irre, denke ich mir - und frage natürlich, was er so "traded".

"Dollar und Euro hauptsächlich", so der Taxifahrer: "Und ein bisschen Gold. Aber das geht sicher noch weiter runter." Er fügte auch hinzu, dass er bisher nur "Probeaccounts" verwendet und auch schon zwei "in den Sand" gesetzt hat. Nun gut. Um die allgemeine Stimmung am "Goldmarkt" (eigentlich: "Goldpreismarkt") zu testen, ist ein niederösterreichischer Taxifahrer aber allemal gut. Er verkörpert die sprichwörtliche "Meinung der Straße" - die ja von praktisch allen Experten, Journalisten und Banken derzeit geteilt wird. Gold? Das ist vorbei!

Einzig: der Taxifahrer sprach nicht von Gold - er sprach von Goldderivaten, Papiergold eben - denn das kann man per Laptop vom Beifahrersitz "traden". Nichts gegen ein bisschen Zocken an der roten Ampel, aber mit Gold (dem Metall) hat das nichts zu tun. Die Zocker "investieren" ausschließlich in kurz- bis mittelfristige Preisbewegungen, sie behandeln das Papiergold als Währung, als Devise auf einer Stufe mit Dollar und Euro, sie kaufen kein Gold, sie spekulieren auf den Goldpreis! Mir geht es aber nicht um diese Zockerein, mir geht es um "Realgold", wie wir es jetzt mal nennen wollen.

Ich gehöre zur Gruppe der "Physical Gold Advocates" (PGA), die im "Westen" im Laufe der vergangenen vier Jahrzehnte fast ausgestorben ist. Wir kaufen Gold nicht, um einen "Gewinn" einzufahren. Wir warten nicht auf ein Top im Goldpreis, an dem wir unsere Münzen und Barren verkaufen können, damit wir ein paar Euroscheine mehr im Börsel haben. Wir kaufen Gold - und dann kaufen wir mehr Gold. Und wissen sie warum? Weil es so schön glänzt!

Dont Panic
Dont Panic

Dilbert on Gold

Ha, das haben Sie jetzt nicht kommen sehen. Zugegeben, es ist im Detail schon ein wenig komplizierter, aber dass Gold "seinen Glanz verliert" können wir nicht bestätigen.

Goldmünze+Licht=Glanz: war so, ist so, bleibt so.

Papiergold: Anfang vom Ende

Was wir erleben ist keineswegs, das "Ende von Gold" - sondern das "Ende von Papiergold" - beziehungsweise den Anfang vom Ende. Wie lange es brauchen wird, bis das Vertrauen in Goldpreisinvestments endgültig "verzockt" ist, kann freilich niemand sagen. Aber der Weg dorthin wird holprig, wenn der Preis weiter fällt. Es ist zu befürchten, dass viele langjährige Goldfans dann aufgeben und ihre paar Münzen und Barren im exakt falschen Moment "auf den Markt werfen" - weil sie zwar das richtige Investment getätigt haben - aber auf der Basis unvollständiger Informationen. Was für eine Tragödie.

Ich will natürlich nicht behaupten, ich wüsste es besser. Weder habe ich eine geheime Quelle bei "denen da oben", noch kann ich in die Zukunft sehen. Ich will auch niemandem zum Goldkauf überreden! Um Himmels Willen, ich habe einfach nur "eine andere" Perspektive - und das ist alles!

Ich bin aber nicht alleine. Gold war immer schon mit den Menschen und ein Faktor in unserem Handeln. Ja, man kann sich über die "irrationale" menschliche Faszination lustig machen. Viele "moderne" Ökonomen, Experten und Journalisten wollen einfach nicht verstehen, dass ihre "rationalen" Einsichten den Massen so egal sind. Sie debattieren Gold noch immer "als Geld" - mit all seinen Vor- und Nachteilen. Und übersehen dabei vollkommen, dass Gold einfach Gold ist! Sonst nichts! Und wenn sie das dann doch sehen, werden sie noch nervöser. Hier kommt das gute alte "Gold-zahlt-keine-Zinsen-Argument" ins Spiel. Kaum jemand hat die "westliche Perspektive" auf das Gold schöner beschrieben als Willem Buiter im Jahr 2009:

»In a world with multiple fiat moneys, the zero value of money equilibrium lurks for each of the fiat currencies, including gold. Admittedly, as regards gold, so far so good. Gold has positive value. It has had positive value for nigh-on 6000 years. That must make it the longest-lasting bubble in human history.
I don’t want to argue with a 6000-year old bubble. It may well be good for another 6000 years. Its value may go from $1,100 per fine ounce to $1,500 or $5,000 for all I know. But I would not invest more than a sliver of my wealth into something without intrinsic value, something whose positive value is based on nothing more than a set of self-confirming beliefs.«

Willem Buiter

Sehen Sie? Ich persönlich habe kein Problem, darauf zu wetten, dass diese "6000 Jahre alte Blase" noch ein bisschen weitergeht. Natürlich ist auch das ein Risiko, natürlich kann ich irren. Ein Leben ohne Risiko, das gibt es nicht. Aber wer ernsthaft glaubt, die derzeitigen Rekordstände an den Börsen seien irgendetwas anderes als ein Ergebnis der größten Papiergeldinflationierung aller Zeiten (Quantitative Easing FTW!), dem wünsche ich gute Unterhaltung. Don't fight the Fed? Meinetwegen. Fight the Goldprice? Ok. But never ever fight Gold!

»In every case where someone else is holding your gold for you, there is some amount of risk.«

FOFOA

Beim "Papiergold", beim "Goldpreis" eben, da ist derzeit eindeutig Kampf und "Risk off" angesagt. Der Preis sinkt, die Spekulanten fliehen, das physische Gold verschwindet und während die Medien hyperventilieren und der langjährige Goldfan seine paar Münzen mit zitternden Händen verkauft, vergisst er, sich die entscheidende Frage zu stellen: Wenn Gold "vorbei" ist, warum finde ich dann noch einen Käufer?

Ganz einfach: Weil das ganze schöne "Realgold" gerade aus den Händen derer, die auf den Preis schauen in die Hände jener wandert, die auf den Wert achten. Es gab "immer" einen Goldmarkt für das glänzende Zeug. Man muss das nicht verstehen. Aber sich gegen die Realität zu stellen, wie sie aus den Entscheidungen der (inzwischen sieben Milliarden) Menschen entsteht, ist generell nicht zu empfehlen. Und wenn Sie jetzt sagen: "Ok, Gold fällt. Dann warte ich einfach, bis es bei 200 steht und greife dann zu." Be my guest! Mir persönlich fehlen die Nerven für ein derart waghalsiges Unterfangen.

»Nothing is assured! Life is a risk and subject to many changes. (...) The risk is to each person and how they hold their wealth. The concept of what wealth is, is going to change. Concept is but a thought and a thought of what value is, changes thru life. Time will prove all things.«

ANOTHER

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