Oslo, Stockholm, Kopenhagen, Tokio und Berlin: Wo man in den nachhaltigsten Städten der Welt wohnt und zu welchen Preisen.
Wie bei jedem guten Ranking gibt es auch bei der Auflistung der nachhaltigsten Städte der Welt allerlei Versionen, die je nach Auftraggeber und/oder Schwerpunktsetzung anders ausfallen. Allerdings belegen in fast allen Varianten eine Handvoll Städte die vorderen Plätze, was ein guter Indikator dafür ist, dass diese auch unabhängig von der Meinung des örtlichen Bürgermeisters, Tourismusamtes oder der Maklervereinigung in Sachen Nachhaltigkeit mehr können als manche andere.
Zu den neutralen Quellen gehört seit 2016 der Arcadis „Sustainable Cities Index”, der 100 Städte auf der Welt auf ihre Nachhaltigkeit hin untersucht. Die ausschlaggebenden Kriterien sind dabei die berühmten „Drei Säulen der Nachhaltigkeit”, die für die soziale, die ökologischen und die ökonomischen Qualitäten einer Stadt stehen. Auf Städte bezogen, gehören zu diesen Aspekten beispielsweise im sozialen Bereich die Lebensqualität und Gesundheitsversorgung, die Sicherheit, die Wohn- und Lebenshaltungskosten im Verhältnis zum Einkommen, die Bildungsmöglichkeiten und Lebenserwartung. In Sachen Ökologie wird bewertet, wie viele Grünflächen es in der Stadt gibt, wie hoch der Anteil der erneuerbaren Energien an der Versorgung ist und wie hoch die Emissionen.
Pole Positions
Neben dem Overall-Ranking werden die besten Städte auch für die jeweiligen Unterkategorien „Planet, People, Profit“ – also Ökologie, Soziales und Ökonomie – allein ermittelt. Die Top Five in den einzelnen Untergruppen: Planet: Oslo, Paris, Stockholm, Kopenhagen, Berlin, Wien: Platz 23; People: Glasgow, Zürich, Kopenhagen, Seoul, Singapur, Wien: Platz 6; Profit: Seattle, Atlanta, Boston, San Francisco, Pittsburgh, Wien: Platz 56. (Quelle: connect.arcadis.com/Sustainable-Cities-Index 2022)
Weitere Faktoren sind die Abfall- und Abwasserentsorgung, Recyclingquoten und Trinkwasserqualität. Und um im ökonomischen Bereich auf die vorderen Plätze zu kommen, braucht es neben einem guten BIP auch eine gute Infrastruktur und geringe Arbeitslosigkeit. Aber auch die Geschäftstätigkeit, der Anteil und die Art des Tourismus und die globale Vernetzung der Stadt spielen eine Rolle. Außerdem werden die Infrastruktur, die Art der Geschäftstätigkeit, der Tourismus, das BIP, die Bedeutung der Stadt in globalen Wirtschaftsnetzwerken und die Beschäftigungsquoten für die Bewertung herangezogen. Im übergreifenden Ranking all dieser Faktoren zusammen, haben für das Jahr 2022 im Arcadis-Index Oslo, Stockholm, Kopenhagen, Tokio und Berlin die Plätze eins bis fünf belegt – die auch in allen anderen Rankings in den Top Ten auftauchen; Wien hat es in dieser Liste auf Platz 23 geschafft.
Öffis in Oslo
Die norwegische Hauptstadt verdankt ihren obersten Stockerlplatz ihrem nachhaltigen, öffentlichen Transportsystem, ihren großen Grünanlagen, der geringen Luftverschmutzung und dem Energieverbrauch. Wo man in Oslo wohnt, sagt viel über den sozialen Status aus - und wenn man es sich leisten kann, lebt man westlich des Akerselva-Flusses. In den Bezirken, Frogner, Bygdøy, Marienlyst, Majorstuen, Torshov, St. Hanshaugen, Vinderen, Ullevål Hageby, Kjelsås leben die Arrivierten und Familien; das bunte, diverse und trendige Oslo findet man dagegen auf der östlichen Seite in den Grätzeln Grünerløkka, Grønland, Tøyen, Tveita, Grorud, Stovner, Hekkerud, Nordstrand, Sagene und Ekeberg. Die Preise für das Leben in den prestigeträchtigen Vierteln der Stadt liegen im Luxussegment zwischen umgerechnet 17.500 und 25.000 Euro pro Quadratmeter
Surfen in Stockholm
Die schwedische Kapitale punktet mit der besten WLAN-Versorgung weltweit, ihrer Einkommensgerechtigkeit, Work-Life-Balance, sauberer Luft, nachhaltiger Mobilität, unkomplizierter Geschäftsführung und Green Finance. Wenn man es sich aussuchen kann, wohnt man hier in, Södermalm, Östermalm oder Kungsholmen – was übersetzt „Königsinsel“ bedeutet. Die Insel gehört zu den aufstrebenden Teilen der Stadt, hat ihre eigene Shopping-Mall, jede Menge Restaurants und Bars, aber auch ruhige Gassen, Parks und schöne Ausblicke über das Wasser auf das Zentrum.

Die wirklich Wohlhabenden wohnen in Östermalm mit seinen Alleen, Prachtbauten, Museen, einem Vergnügungspark und den edelsten Geschäften und Restaurants. Und die BoBos findet man Södermalm, wo es die angesagten Bars, Shops und Restaurants gibt und eine Mischung aus Wohnungen und Cottages für ein bunteres Lebensgefühl als in Östermalm sorgt. Die Preise für Luxus-Quadratmeter erreichen dort um die 20.000 bis 22.000 Euro pro Quadratmeter, allerdings hat der schwedische Immobilienmarkt aktuell mit einem starken Preisrückgang zu kämpfen.
Klimaneutrales Kopenhagen
Die dritte im Bunde der skandinavischen Stockerl-Städte will bereits 2025 eine klimaneutrale Metropole werden und ist außerdem für seine Diversität und soziale Gerechtigkeit bekannt. Das Netz an Radwegen und öffentlichen Verkehrsmitteln gehört zu den bestausgebauten der Welt und wird entsprechend genutzt: 62 Prozent der Kopenhagener fahren mit dem Fahrrad, 21 Prozent mit den Öffis. Zu den besten Lagen in der dänischen Hauptstadt gehören das Stadtzentrum, Christianshavn auf der anderen Seite des Hafens und Holmen, wo eine ehemalige Marine-Basis zu einem Stadtteil mit Luxuswohnungen, Bildungseinrichtungen und dem Königlich Dänischen Opernhaus entwickelt worden ist.
Bei Familien ist außerdem Østerbro mit seinen Botschaften, seiner exklusiven Atmosphäre und großen Wohnungen besonders beliebt. Die teuerste Adresse der Stadt liegt im Norden der Stadt unweit des Wasser und hört auf den Namen Lemchesvej. In dieser Straße liegt der Durchschnittswert pro Haus bei umgerechnet knapp 16,4 Millionen Euro.
Traden in Tokio
Die japanische Metropole erzielt bei den Treibhausgasen die besten Werte der Welt und punktet außerdem in den Bereichen Konnektivität, nachhaltigem Transport, Green Finance, geringer Kriminalität, Bildung, Gesundheitsversorgung und Work-Life-Balance. Außerdem sind japanische Städte derzeit für Investoren aufgrund des schwachen Yen interessant, was nach Angaben des Sotheby’s Realty-Büros in der japanischen Hauptstadt vor allem die Ski-Ressorts des Landes zu spüren bekommen, an denen Ausländer derzeit viel Interesse zeigen.

Zumal es für Ausländer keine Restriktionen beim Kauf von Immobilien gibt – sofern sie es sich ohne eine Finanzierung durch eine japanische Bank leisten können. In der Hauptstadt gehören vor allem Aoyama, Akasaka und Azabu zu jenen Lagen mit den teuersten Quadratmetern, für die in Tokio zwischen 35.000 und über 120.000 Euro aufgerufen werden. Und auch bezahlt werden, denn die Nachfrage übersteigt derzeit das Angebot.
Berlin, Berlin
Für den Platz unter den Top Five spielen vor allem die vielen Grünflächen in der deutschen Hauptstadt eine wichtige Rolle genau wie die geringe Umweltbelastung. „Berlin ist eine der grünsten Großstädte überhaupt“, schwärmt Makler Daniel Wissen, Geschäftsführer von Re/Max Living in der deutschen Hauptstadt. „Mit unserem Tiergarten, den vielen Parks, aber auch den vielen Straßenzügen, die hier als Alleen angelegt sind.“ Außerdem sorgen zahlreiche 30er-Zonen und ein extrem gut ausgebautes Öffi-Netzt dafür, dass die Verkehrsbelastung nicht ausufert. Wer es sich aussuchen kann, wo in Berlin leben möchte, entscheidet sich laut Wissen innerstädtisch für Berlin Mitte, den Prenzlauer Berg, Friedrichshain, oder Charlottenburg; auch Kreuzberg als aufstrebender Bezirk gehört heute zu den guten Adressen.

Wobei der Berliner weniger mit dem Straßennamen ausdrückt, wie gut er wohnt, sondern mit seinem „Kiez“, wie das Grätzel dort heißt. „Bei uns ist die Frage eher ‚In welchem Kiez wohnst Du?‘ und wenn die Antwort lautet ‚im Kollwitz—Kiez‘ oder ‚Reuter-Kiez‘, ist klar, dass es sich um eine sehr betuchte Gegend handelt.“ Wer im Grünen leben will, den zieht es in Berlin wie seit eh und je in den Grunewald oder nach Zehlendorf, die die „gediegenen West-Kieze“ sind, wie Wissen sagt. Preislich gehört Berlin trotz aller Nachhaltigkeit und seines Kult-Status aber immer noch zu den verhältnismäßig günstigen Großstädten: Mehr als 20.000 Euro auf dem Quadratmeter lassen sich hier kaum ausgeben. (sma)