Die Hypo Alpe Adria will ihre Österreich-Tochter an die indische Srei-Gruppe verkaufen. Die Verhandlungen sind abgeschlossen. Doch die Inder haben es nicht eilig.
Klagenfurt/Wien. Vergangen Freitag fand die Aufsichtsratssitzung der Hypo statt. Unmittelbar zuvor trudelte zum Befremden aller Teilnehmer ein E-Mail von Klaus Umek, dem Miteigentümer der Wiener Privatbank, ein, das zuvor schon einige Medien erhalten hatten. Darin bekundet er sein Kaufinteresse an der Kärntner Hypo und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem der Bieterprozess schon längst beendet war.
Berücksichtigung findet das Anbot nicht und zwar unabhängig von dem Zeitpunkt und der ungewöhnlichen Form seiner Präsentation. Ausschlaggebend sind die darin genannten Konditionen. Umek gibt an, das Vierfache des erwarteten Jahresgewinns auf den Tisch legen zu wollen. Das ist wenig konkret und jedenfalls zu wenig. Wie hoch das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) 2013 sein wird, ist heute noch nicht vorherzusagen.
Fest steht nur, dass sich die wirtschaftliche Lage der Kärntner Hypo, die 450 Mitarbeiter beschäftigt und 14 Filialen in Kärnten hat, im Vergleich zu 2012 drastisch verschlechtert hat. Das belegen vor allem die Zahlen des ersten Quartals 2013, die zwar nicht veröffentlicht worden sind, aber die Bieter zu sehen bekamen. Vom Vorjahres-EGT von 16 Millionen Euro ist die Bank jedenfalls meilenweit entfernt. Umeks Preisvorstellungen liegen deutlich unter denen des einzig relevanten Bieters: der indischen Srei-Gruppe. Auch der zweite Interessent, der österreichische Immobilien- und Projektentwickler Werner Ebm ist laut Presseinformationen signifikant unter dem Bestbieter anzusiedeln.
Der indische Konzern mit Sitz in Kalkutta hat von Anfang an 65,5 Millionen Euro geboten. Er hielt auch an seinem Angebot fest, nachdem das schlechte Quartalsergebnisse intern bekannt geworden war. Allerdings lässt sich die Qualität eines Angebots nicht nur am Kaufpreis festmachen. Er ist ohnehin keine fixe Größe. Der Betrag, der zum Signing - also zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung - in den Verträgen ausgewiesen wird, muss nichts mit der Summe zu tun haben, die beim Closing - am Ende des Verkaufsprozesses - dem Verkäufer überwiesen wird.
Man denke an den Verkauf der Volksbank International (VBI) an die russische Sberbank im letzten Jahr. Während man sich bei der Unterzeichnung im Juni 2011 auf eine Preisspanne zwischen 585 und 645 Millionen Euro einigte, konnte die ÖVAG acht Monate später beim Closing nur mehr 505 Euro lukrieren. So sehr hatte sich die Ertragslage der Osttöchter in der Zwischenzeit verschlechtert.
Konzept der Inder überzeugt
Auch bei der Hypo kann man davon ausgehen, dass die potenziellen Käufer drohende wirtschaftliche Risken durchaus kennen und alles getan haben, um sich vertraglich abzusichern. Neben dem Kaufpreis dürfte jedoch auch das Konzept, das die Inder vorgelegt haben, die Verkäufer überzeugen. Hemant Kanoria, der gemeinsam mit seinem Bruder Sunil Kanoria dem Srei-Konzern vorsteht, kam nach Österreich und verhandelte persönlich mit Hypo-Boss Gottwald Kranebitter und Co.
Seine Strategie klingt - wie von mehreren Seiten bestätigt wird - glaubhaft und plausibel: Mit dem Erwerb der Hypo-Österreich hätten die Inder ihre erste Banklizenz für den EU-Raum in der Tasche. Von Österreich aus wollen sie ihr Bankgeschäft in Europa aufziehen und zwar mit einem österreichischen Management.
Auch die Finanzmarktaufsicht steht dem Favoriten keineswegs negativ gegenüber. Sie hat, wie das bei einem solchen Bieterprozess üblich ist, schon im Vorfeld Detailinformationen über die Srei-Gruppe eingeholt. Mit Widerständen und Überraschungen ist daher nicht zu rechnen. Sobald die Srei-Gruppe den geplanten Erwerb bei der FMA angemeldet und den Businessplan vorgelegt hat, steht dem Signing nichts mehr entgegen. Hemant Kanoria muss noch aus Indien einfliegen. Ende Mai, Anfang Juni will er in Wien sein. Das Datum steht noch nicht fest.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2013)