Von der Telekom Austria flossen viele Millionen an Politiker und Parteien. Knapp 30 Millionen Euro Schadenersatz hat die Telekom geltend gemacht.
Wien/Eid. 40, 50 – oder mehr Millionen? Wie viel Geld genau binnen weniger Jahre aus der teilstaatlichen Telekom Austria über verschlungene Kanäle und Scheinrechnungen in die Taschen von Managern, Politikern und Parteien geflossen sind, wird wahrscheinlich nie restlos geklärt werden. Knapp 30 Millionen Euro Schadenersatz hat die Telekom als Privatbeteiligte in den laufenden Strafverfahren geltend gemacht.
Wie kam es dazu, dass ein bis dato unauffälliger Konzern die ganze Republik unter Korruptionsverdacht brachte? Gegen 40Beschuldigte ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien – drei Personen bildeten jedoch die Drehscheibe, die „Firma in der Firma“, über die die Malversationen liefen: Rudolf Fischer, von 1998 bis 2008 Telekom-Vorstand für die Festnetzsparte, Telekom-Controller Gernot Schieszler (der sich als Kronzeuge andient) und der PR-Profi Peter Hochegger.
Letzterer war in der Telekom nicht nur als PR-Fachmann hoch geschätzt. Auch seine Kontakte in die Politik, vor allem zur FPÖ, die ab 2000 in der Regierung saß, waren für den Konzern wichtig. Das System lief bald wie geschmiert, wobei die FPÖ besonders profitierte, aber auch ÖVP und SPÖ bedacht wurden. Wie beschreibt es Fischer nun so schön? „Die Politik hat immer geglaubt, dass die Telekom ein Selbstbedienungsladen ist.“ Das Geld floss direkt oder über Werbeagenturen – wie die MediaConnection von Gernot Rumpold (siehe oben). Als Gegenleistung wurden mitunter „Projekte“ erfunden und Rechnungen erstellt – für Leistungen, die es so nie gab.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2013)