London: Angreifer zerstückeln Soldaten

Tatort London
Tatort LondonREUTERS
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Ein Soldat wurde auf offener Straße zerstückelt. Die Regierung geht von einem Terrorakt aus. In einem Video ruft einer der mutmaßlichen Täter: "Wir schwören beim allmächtigen Allah, wir werden nie aufhören, euch zu bekämpfen."

Ein britischer Soldat ist am Mittwoch im Londoner Stadtteil Woolwich auf offener Straße und am hellichten Tag mit Messern und einem Fleischerbeil umgebracht worden. Die beiden Angreifer sollen den Mann zerstückelt und versucht haben, ihn zu enthaupten. Sie wurden nach der Tat von der Polizei angeschossen und ins Krankenhaus gebracht, einer der Männer soll lebensgefährlich verletzt sein.

"Auge um Auge, Zahn um Zahn"

Der britische Sender ITV veröffentlichte Amateuraufnahmen vom Tatort. Darauf ist ein Schwarzer zu sehen, der in seinen blutverschmierten Händen ein Messer und ein Beil hält. "Wir schwören beim allmächtigen Allah, wir werden nie aufhören, euch zu bekämpfen", ruft er. "Auge um Auge, Zahn um Zahn!" Er fordert zum Sturz der Regierung auf und entschuldigt sich, dass Frauen die Tat mitansehen mussten. "Aber in unserem Land müssen unsere Frauen dasselbe ansehen." Der Mann könnte Afghanistan gemeint haben, wo britische Truppen gegen die Taliban und die al-Qaida kämpfen.

Augenzeugen berichteten, die Angreifer hätten sie nach der Tat aufgefordert, sie zu fotografieren. Sie hätten nicht versucht, vom Tatort zu fliehen. Eine 48-Jährige sprach unmittelbar nach der Tat mit den beiden Männern und versuchte, sie zum Aufgeben zu überreden (>> "Ihr werdet verlieren"). Die Polizei soll erst nach 20 Minuten eingetroffen sein.

Der Mord wurde im Südosten der britischen Hauptstadt in der Nähe einer Kaserne verübt. Die Regierung hat bestätigt, dass es sich bei dem Opfer um einen Soldaten handelte, aber keine Angaben zu seiner Identität gemacht.

Cameron: "Deutliche Hinweise auf Terrorakt"

Londons Bürgermeister Boris Johnson sagte, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handle es sich um einen Terroranschlag, wie ihn die Millionenmetropole schon mehrfach erlebt habe. Premierminister David Cameron sprach von "deutlichen Hinweisen auf einen terroristischen Akt". Die Tat sei "schrecklich" und "absolut widerwärtig". Der Krisenstab der Regierung wurde einberufen.

Terrorismusexperten haben zuletzt immer wieder vor Anschlägen radikalisierter Einzelpersonen gewarnt. Solche "einsamen Wölfe" stellten ein großes Risiko dar, selbst wenn sie keine direkten Kontakte zur al-Qaida hätten.

Anti-Islam-Aktionen

Nach der Tötung des Soldaten kam es zu islamfeindlichen Aktionen. Ein 43-Jähriger wurde festgenommen, als er mit einem Messer in eine Moschee in der Hauptstadt eindrang, wie ein Abgeordneter auf Twitter berichtete. Ein zweiter Mann wurde wegen Verdachts auf rassistisch motivierte Sachbeschädigung im Südosten des Landes festgenommen.

Die "English Defence League" versammelte am Mittwochabend in der Nähe des Tatorts rund 250 Menschen zu einer Demonstration gegen den Islam.

Der britische Muslimrat verurteilte das Verbrechen. "Nichts rechtfertigt diesen Mord. Barbarische Akte können in keiner Weise mit dem Islam entschuldigt werden", heißt es in einem Statement.

(Red./APA/dpa)

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