Hat die Telekom dem FPÖ-Werber Gernot Rumpold auf Wunsch von Jörg Haider einen (Schein-)Auftrag zugeschanzt? Rumpold selbst bestreitet, dass es so war.
Wien. Die bei Korruptionsfällen aller Art zum geflügelten Wort gewordene Frage „Wo woar mei' Leistung?“ (© Walter Meischberger) stellte sich nun auch im Rumpold-Prozess. Der wegen Untreue angeklagte Ex-Vorstand der Telekom Austria (TA), Rudolf Fischer (60), hatte ja erklärt, dass die TA den FPÖ-Werber Gernot Rumpold Mitte 2004 nur engagierte, weil der damalige Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider dies wünschte. Für ein Honorar von 600.000 Euro brutto habe Rumpold Entwürfe für Marketingkonzepte („Präkonzepte“) geliefert. Diese seien aber nicht wirklich werthaltig gewesen. Das stimme so nicht, konterte nun Rumpold. Er habe sehr wohl echte Leistungen erbracht.
Donnerstag, zweiter Prozesstag im Straflandesgericht Wien: Erstmals steht Rumpold selbst im Rampenlicht. Auch er hat Untreue, genauer: Beteiligung an der Untreue, zu verantworten. Und bekennt sich umgehend nicht schuldig. Ehe die Rede auf jenen (Schein-?)Auftrag kommt, der dem einstigen Haider-Intimus von der Telekom erteilt worden ist, blickt Rumpold auf bessere Tage zurück: 17 Jahre sei er für die FPÖ in Kärnten und im Bund aktiv gewesen. Als Politiker (zuletzt Bundesgeschäftsführer), Wahlkampfleiter und Werber.
„Wir wollten Haider 1998 zum Kanzler machen.“ Die Wahl sei dann zwar erst 1999 gekommen (und Haider wurde bekanntlich nicht Kanzler), dennoch habe die FPÖ (sie wurde damals zweitstärkste Partei im Land) fulminante Erfolge gefeiert. Die Erinnerungen sprudeln nur so aus ihm heraus. So schnell, dass die Schriftführerin um Unterbrechungen bittet, weil sie nicht mehr mitkommt.
Als Rumpold im Jahr 2004 ankommt, also im – so drückt es der Staatsanwalt aus – „Tatzeitraum“, wird der Redefluss des 55-Jährigen langsamer. Und zäher. Haiders einstiger „Mann fürs Grobe“ tut sich nun schwer, das Gericht von der Existenz von Konzepten zu überzeugen. Von Konzepten nämlich, die er 2004 der Telekom auf deren Auftrag hin geliefert haben will. Schließlich sei seine Werbeagentur, die MediaConnection, „nicht auf Zuruf, sondern aufgrund unserer Leistungen gebucht worden“. Von einer Haider-Intervention, wie dies Ex-TA-Vorstand Fischer geschildert hat, sagt Rumpold nichts (das Gericht fragt auch nicht gezielt nach). Der nun mitangeklagte Ex-TA-Lobbyist Michael G. (58) habe ihn damals angerufen und um „Konzepte“ gebeten.
Widersprüchliche Aussagen
Eher wolkig ist an dieser Stelle im Gerichtssaal von Werbung auf Leihfahrrädern, der Weiterverwertung von Telefonzellen oder einer Roadshow der Telekom die Rede. Konkreter wird es nicht, denn – und da liegt das Problem – die Konzepte, die Rumpold damals für die TA in Teamwork mit seiner Frau verfasst haben will – die gibt es nicht. Gar nicht? Oder nicht mehr? Letzteres, sagt Rumpold. Er habe sie einfach nicht mehr.
Sein damaliger TA-Ansprechpartner Michael G. wird an dieser Stelle prompt vom Richter angesprochen: „Gab es Konzepte?“ G.: „Konzepte gab es sicher nicht.“ Nur „Präkonzepte“ habe man in einem Tresor der TA gefunden. Verwertet habe die Telekom das dort vage Angebotene nie.
Darum sei es, laut Anklage, auch nicht gegangen. Mit dem TA-Geld sei der FPÖ – diese hatte 764.000 Euro Schulden bei Rumpold – geholfen worden. Und die TA habe sich das Wohlwollen der FPÖ erwarten dürfen. Auffällig: Rumpold ließ nach Erhalt des Geldes seine Forderung an die FPÖ fallen. Da bestehe keine Verbindung, sagt Rumpold. Er habe aufs Geldeintreiben verzichtet, weil ihm die Partei neue Aufträge versprochen habe.
Weil die Einvernahmen der Angeklagten – auch die beiden Ex-FPÖ-Funktionäre Arno Eccher und Detlev Neudeck werden beschuldigt – bereits am Donnerstag abgeschlossen wurden, entfällt die Freitag-Verhandlung. Nächster Prozesstag: 10. Juni.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2013)