Das FBI erschoss in Orlando einen Freund Tamerlan Tsarnaevs. Er war dabei, einen gemeinsamen Dreifachmord zu gestehen.
Washington/Go. Der 27-jährige Kampfsportler, der am Mittwochmorgen in Florida von einem FBI-Agenten erschossen worden ist, dürfte vor zwei Jahren gemeinsam mit dem älteren der beiden Bostoner Attentäter drei Männer im Drogenmilieu ermordet haben.
Mehrere US-Medien zitierten anonyme Quellen im FBI und der Polizei von Massachusetts, denen zufolge Ibragim Todashev während seiner Einvernahme durch drei Beamte begonnen hatte, ein Geständnis zu schreiben. Todashev habe dann um eine Rauchpause gebeten, ein Messer oder einen anderen Gegenstand gezückt und einen FBI-Agenten damit angegriffen. Daraufhin habe ihn der FBI-Mann erschossen.
Todashev war nicht dazugekommen, sein Geständnis des Dreifachmordes vom 11. September 2011 zu unterschreiben. Die Ermittler halten es allerdings angesichts seiner mündlichen Erklärungen für ziemlich sicher, dass sich damals in Waltham, einer Gemeinde in Bostons Speckgürtel, folgendes ereignete: Todashev und Tamerlan Tsarnaev, sein Freund aus dem Boxverein, hatten erfahren, dass die drei späteren Opfer Drogen besäßen. Um sie zu stehlen, überfielen sie die drei; einer von ihnen, Brendan Mess, war ebenfalls Boxer und ein enger Freund von Tsarnaev. Um nicht an die Polizei verraten zu werden, hätten sie die Kehlen der drei Männer aufgeschlitzt und Marihuana über ihre blutigen Leichen verstreut. Die Behörden ermittelten in diesem Fall nie gegen Tsarnaev; Bekannte des Opfers fanden es damals allerdings verdächtig, dass Tsarnaev nicht zum Begräbnis von Mess erschien.
Drei Monate nach diesen Morden brach Tsarnaev zu einer halbjährigen Reise nach Dagestan und Tschetschenien auf, wo er vergeblich versuchte, Anschluss zu islamistischen Kampfgruppen zu finden. Am 15.April dieses Jahres brachte er mit seinem Bruder Dzohar (19) beim Bostoner Marathon drei Menschen um und verletzte mehr als 270 weitere. Drei Tage später starb Tamerlan Tsarnaev bei einer Schießerei mit der Polizei in Cambridge; Dzohar überlebte schwer verletzt und wartet in einem Bostoner Gefängnisspital auf seinen Prozess.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2013)