Wirtschaftliche Vernunft gepaart mit sportlichen Höchstleistungen

FUSSBALL - DFL, Bayern, Meisterfeier
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Die deutsche Bundesliga boomt. Bayern München und Borussia Dortmund dürfen sich über Umsatzrekorde freuen.

London/Wien. Die Royals lassen das Finale um die Champions League zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund aus, selbst die fußballbegeisterten Prinzen William und Harry werden einen Bogen um das Wembley-Stadion machen. Dabei hätten die Engländer allen Grund zum Jubeln, der nationale Verband, so reich an Geschichte, feiert das 150-Jahres Jubiläum. Das ist auch der Grund, warum das Endspiel in der Europacup-Königsklasse von der Europäischen Fußball-Union (Uefa) an London vergeben wurde. Aber die englischen Großklubs haben ausgelassen, der FC Chelsea musste mit der Europa League vorliebnehmen, Manchester United wurde zwar zum Abschied von Sir Alex Ferguson Meister, musste aber im internationalen Vergleich vorzeitig die Waffen strecken.

2008 hat das Finale noch Manchester United gegen Chelsea geheißen, auch ein rein spanisches Duell (Real Madrid gegen Valencia, 2000) hat es schon gegeben. Und auch die Italiener waren schon einmal unter sich, als sich der AC Milan und Juventus 2003 gegenübergestanden sind. Jetzt aber wird vielerorts von einer Wachablöse gesprochen, der deutsche Fußball hat Europa überrollt, die Dominanz der Spanier in den vergangenen Jahren will man durchbrochen haben. Ob dem tatsächlich so ist, wird sich erst weisen, vielleicht weiß man nach der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien mehr. Dort steht jedenfalls die Auswahl der Spanier als Titelverteidiger und regierender Europameister am Start.

Die beste Mannschaft der Welt, darüber sind sich die Experten einig, war bislang der FC Barcelona. Die Katalanen haben den Fußball perfektioniert, wie das funktioniert, das hat vor allem ein Lionel Messi vorexerziert. Aber im Frühjahr ist die Weltauswahl ein wenig außer Tritt geraten. Ohne einen Messi, Opfer einer Verletzung, war Barcelona dann gegen Bayern München chancenlos, die Deutschen triumphierten mit 4:0 und 3:0. Und weil's so schön war, haben die Dortmunder mit Real Madrid auch noch den (neunmaligen) Rekordsieger aus dem Bewerb geworfen.

Die Engländer und Spanier betreiben nun Ursachenforschung, warum sie nicht mehr die erste Geige spielen. „Die deutsche Bundesliga boomt“, weiß Andreas Herzog, der ÖFB-Teamrekordler, der beim US-Team den Assistenten von Jürgen Klinsmann spielt. „Es gibt keine andere Liga der Welt, die mehr Zuschauer hat.“ Die Stadien in Deutschland sind bummvoll, die VIP-Logen gehen über. Das Land hat die WM 2006 als Initialzündung genützt. Die Arenen befinden sich auf dem neuesten Stand, im Vergleich zu England sind die Eintrittspreise noch relativ moderat.

„Es ist uns in der Bundesliga gelungen, wirtschaftliche Vernunft und sportliche Spitzenleistungen unter einen Hut zu bringen“, sagt Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL). In der laufenden Periode kommt die Liga auf Auslandserlöse von durchschnittlich 71,6 Millionen Euro im Jahr. In der Saison 2011/12 machte die Bundesliga erstmals in der Geschichte einen Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro. „Ob wir die beste Liga der Welt sind, das wird sich in den kommenden Jahren zeigen, wenn wir Konstanz zeigen. Aber wir können stolz sein.“

Der Umsatz bei den Bayern dürfte erstmals über 400 Millionen Euro betragen, wie Karl-Heinz Rummenigge Anfang Mai sagte. „Und der Gewinn im zweistelligen Millionenbereich.“ Zu den umsatzstärksten Vereinen zählen die Münchner bereits seit Jahren. Die Dortmunder dürfen mit einem Umsatz von 250 Millionen Euro rechnen, nach dem dritten Quartal lagen die Erlöse des börsenotierten Vereins bei knapp 180 Millionen Euro.

In der laufenden Champions-League-Saison haben beiden Klubs bereits rund 70 Millionen Euro kassiert. Der Sieger bekommt 10,5 Mio. Euro dazu. Siehe S. 21

Auf einen Blick

Rekorde: Das Finale der Champions League zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund wird in 209 Ländern live übertragen. Geschätzte 300 Millionen Menschen werden das Endspiel in Wembley im Fernsehen verfolgen. Die beiden Vereine haben bisher 70 Millionen Euro kassiert, der Gewinner bekommt zusätzlich 10,5 Millionen Euro ausgeschüttet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2013)

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