Österreichs Bundesheer müsse von den „pragmatisierten Schützenlöchern“ wegkommen.
Wien/Red./Apa. Der neue Generalstabschef Othmar Commenda möchte in seiner fünfjährigen Amtszeit – ganz seinem Ruf als eifriger Modernisierer entsprechend – das Bundesheer umkrempeln. Das System sei derzeit zu langsam und der Verwaltungsaufwand zu hoch. „Wir müssen den Computer neu aufsetzen“, sagte Commenda.
Der Grundwehrdienst sei in der vergangenen Debatte „durch den Dreck gezogen worden“. Dabei sei nicht alles schlecht. So kämen durch das Mischsystem Leute zum Militär, die man sonst nie finden würde. Auch er wäre ohne den Grundwehrdienst nicht beim Bundesheer geblieben.
Wie der Wehrdienst im Detail attraktiver gemacht werden soll, wollte Commenda nicht sagen, denn die konkreten Schritte würden von der Politik präsentiert werden. Für die geplante Reform müsse man aber nichts neu erfinden. Man habe zahlreiche Vorschläge bereits in der Schublade. Dass das System nicht reformierbar sei, wie manche Kritiker behaupten, wies Commenda zurück. Wer so etwas sage, sei fantasielos oder kenne sich nicht aus.
Die Politik müsse entscheiden, was sie wolle und was nicht. Eine Mindestsumme für die Umsetzung einer Reform gebe es nicht. Wichtig sei es, vom Beamtendenken und den „pragmatisierten Schützenlöchern“ wegzukommen. Dafür brauche man Visionen, sonst sei es langweilig.
Das Bundesheer habe in den letzten Jahren den Fehler gemacht, wenn es ein Problem gegeben habe, die Sache einfach einzustellen. So wurden zum Beispiel aus Kostengründen Panzerfahrstunden gekürzt. Man habe auch „fälschlicherweise die Wehrpflicht als eine sterbende angesehen“ und sich um dieses Kind nicht besonders gekümmert. „Nun hat aber der Klassenvorstand gesagt: ,Kümmert euch um eure Kinder‘“, so Commenda zum Ausgang der Volksbefragung.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2013)