Elektroautos: "Weniger als die Nische in der Nische"

Die Presse
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Die Marktanteile von Elektroautos sind verschwindend gering. Die Regierungsprogramme seien viel zu kleinteilig, kritisiert Experte Dudenhöffer.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hat die Elektroauto-Strategie der deutschen Bundesregierung scharf kritisiert. "Es sieht schlecht aus für die Elektromobilität in Deutschland", sagte Dudenhöffer der dpa anlässlich des "Elektroauto"-Gipfels am Montag in Berlin. Dort wurde neben mehreren Ministern und Top-Managern der Autoindustrie auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet, um sich über den Stand der Zukunftstechnologie zu informieren.

Das Ziel der deutschen Regierung ist es, bis 2020 eine Million E-Autos auf die Straßen zu bringen. Bisher gibt es nur sehr wenige E-Autos. Dudenhöffer ist skeptisch: "Nach meiner Einschätzung wird es nicht klappen, die Elektromobilität in den nächsten zehn Jahren in Deutschland zum Laufen zu bringen." Die Regierungsprogramme seien viel zu kleinteilig und entfalteten daher keine Wirkung, sagte der Experte von der Universität Duisburg-Essen. "Mit Kleinkleckersdorf-Projektchen entsteht kein Aufbruch. Es fehlt die große Demonstration der Elektromobilität bei den Bürgern."

Noch mäßige Reichweite

Es fehle eine Ladestruktur, zudem gebe es Probleme bei den Reichweiten von Elektroautos. Außerdem seien die Elektroautos noch viel teurer als herkömmliche Fahrzeuge.

In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres seien bundesweit 1509 Elektroautos neu zugelassen worden, im Gesamtjahr "werden es nicht mehr als 3700 Elektroautos werden", sagte Dudenhöffer der Tageszeitung "Die Welt".Ende des Jahres werde der Marktanteil von Elektroautos in Deutschland bei rund 0,13 Prozent liegen. "Das ist weniger als die Nische in der Nische", sagte Dudenhöffer.

Hohe Ansprüche an Elektroautos

Autokäufer schrauben einer Umfrage zufolge trotzdem bereits jetzt ihre Anforderungen höher. Fast die Hälfte der Autofahrer (43,7 Prozent) ist nicht bereit, für eine Elektroauto mehr zu bezahlen als für einen Wagen mit Benzin- oder Dieselantrieb, wie der deutsche Autofahrerclub ADAC am Montag in München mitteilte. Vor zwei Jahren noch wollte nur etwas mehr als ein Viertel der Fahrer (24,7 Prozent) keinen Aufpreis zahlen. Rund 15 Prozent der Befragten wären bereit zu einem Aufpreis von bis zu 1000 Euro, teilte der ADAC mit. Rund 22 Prozent würden Mehrkosten von bis zu 2500 Euro in Kauf nehmen.

Auch bei den Ladezeiten für die Batterien der E-Autos wachsen die Anforderungen der Autofahrer. Ein Drittel hält demnach eine Ladezeit von maximal zwischen einer und zwei Stunden für akzeptabel. Vor zwei Jahren waren es noch 22 Prozent, die eine Ladedauer auf diesem Niveau akzeptierten. Maximal eine Stunde zu warten, sind unverändert 21 Prozent bereit, drei bis vier Stunden knapp 22 Prozent, wie der ADAC mitteilte. Bei Ladedauern darüber sank die Akzeptanz gegenüber dem Niveau von vor zwei Jahren deutlich.

(APA/dpa/AFP)

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