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Die Tricks der Spitäler

Historie. Krankenhausträger haben es stets verstanden, das aktuell gültige System bestmöglich auszunutzen.

Wien/Awe. Wie man es macht, ist es falsch. Die insbesondere unter Politikern verbreitete Binsenweisheit scheint auf dem Gesundheitssektor Realität zu sein. Vor allem bei der Spitalsfinanzierung, bei der bisherige Reformen noch nie dazu geführt haben, das Kostenwachstum zu bremsen. Eher das Gegenteil erreicht haben. Bis 1996 rechneten Spitäler nach der Zahl jener Tage ab, die ein Patient im stationären Betrieb verbrachte, was dazu führte, dass die ständig wachsenden Bettenburgen gefüllt werden mussten. Das ging so weit, dass in manchen Spitälern ab Freitagmittag keine Patienten mehr entlassen wurden, um sie noch bis Montagmorgen in Betreuung halten zu können. Auf dem Höhepunkt verbrachte der durchschnittliche Patient 11,2 Tage im Krankenhaus.

1997 führte Österreich die leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) ein. Seither gibt es pro Leistung (zum Beispiel dem Einsetzen einer Hüftprothese) eine Anzahl von Punkten, für die die Kassen eine bestimmte Summe bezahlen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ging drastisch zurück. Heute liegt ein Patient – je nach Rechenmodell – nur noch zwischen 5,7 und 6,5 Tagen im Spital. Billiger ist es dennoch nicht geworden. Denn nun lukrieren Spitäler ihre Mittel damit, möglichst viele Einzelleistungen bei möglichst kurzer Aufenthaltsdauer zu erbringen. Der Effekt: Während die Belagstage pro Patienten sanken, stieg die Zahl der Aufenthalte deutlich, nämlich von seinerzeit 1,8 Millionen auf zuletzt 2,8 Millionen im Jahr 2011.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2013)