Die Hypo Kärnten ist verkauft, gerungen wurde bis zum Schluss

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Nicht die indische Srei-Gruppe, sondern die Anadi Financial Holding kaufte gestern die Österreich-Tochter der Hypo Alpe Adria. Der Brite Sanjeev Kanoria wird aber eng mit dem Konzern seiner Brüder zusammenarbeiten.

Wien. Der weiße Rauch stieg gestern am frühen Nachmittag auf. Da setzten der Vorstandsvorsitzende der Hypo Alpe Adria, Gottwald Kranebitter, und Sanjeev Kanoria für die Gegenseite ihre Namen unter das Vertragswerk. Die Hypo Kärnten (HBA) hat also ihren Eigentümer um 65,5 Millionen Euro gewechselt. Und Käufer ist nicht, wie bisher von beiden Seiten kommuniziert, die indische Srei-Gruppe, sondern die Anadi Financial Holding, die dem Briten indischer Herkunft, Sanjeev Kanoria, gehört. Sie wurde eigens für den Erwerb der Bank gegründet. „Für diese Konstruktion entschied man sich wohl aus steuerlichen und strukturellen Gründen“, sagt Christian Hoenig. Der Partner der Wirtschaftssozietät Wolf Theiss hat die Brüder Kanoria nicht nur beim gesamten Erwerbsprozess beraten, sondern ist nun auch interimistisch Kontaktmann für den neuen Eigentümer. Mit der Srei-Gruppe, die Sanjeevs Brüder Hemant und Sunil Kanoria leiten, werde die neu erworbene Bank jedoch einen engen Kooperationsvertrag abschließen: „Dieses Agreement wird die wechselseitige Zusammenarbeit in vielen Bereichen regeln. Vor allem den Zugang zu Kunden und den Aufbau der Finanzierung des Handels zwischen Indien und Südostasien einerseits und Europa andererseits. Darüber hinaus hat die HBA damit auch Zugang zum asiatischen Refinanzierungsmarkt“, sagt Hoenig. All das seien große Chancen.

Ganz besonders wird angesichts der indischen Herkunft der Familie Kanoria ihr starkes Bekenntnis zur Region in Kärnten und das Entwicklungspotenzial allseits hervorgehoben. „Das Unternehmen ist schon 117 Jahre auf dem Markt. Wir bringen Strategien mit ein, die eine laufende Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sicherstellen, um auch im kommenden Jahrhundert gesund zu wachsen“, sagte Sanjeev Kanoria gestern. Wie wichtig ihm der Erhalt der Tradition ist, betont er auch in einem Brief, den die Mitarbeiter der HBA am Montag erhalten werden. Die Kompetenz, um von Österreich aus ein Bankgeschäft in Europa und auch Asien aufzubauen, bringt der 49-jährige Mediziner angeblich mit. Nach seinem Postgraduate an der London Business School war er bei der Unternehmensberatung McKinsey beschäftigt. Seit 1999 ist er Vorsitzender von Advinia Healthcare, einem Betreiber von Wohnanlagen für Senioren in Großbritannien.

Closing noch in diesem Jahr

Am Freitag, nachdem die Tinte trocken war, betonten beide Seiten unisono, dass auch die vertraglichen Voraussetzungen für ein baldiges Closing zeitnah erfüllt sein würden. „Sicherlich noch dieses Jahr“, glaubt Hoenig, „wir arbeiten alle auf Hochtouren.“ Der Ball liegt nun aber bei der Finanzmarktaufsicht, die den Erwerb und seine Finanzierung in den nächsten Monaten zu prüfen hat. Erst dann kann sie ihre Zustimmung erteilen.

Vorgesehen ist, das Sanjeev Kanoria und seine Familie die Mittel aufbringen werden. Wie hoch die Summe tatsächlich sein wird, hängt ohnehin noch von vielen Faktoren ab, vor allem der wirtschaftlichen Entwicklung der Bank bis zum Tag des Closing. Dann erst wird nämlich die Anadi Financial Holding den Kaufpreis auf das Treuhandkonto überweisen. Welcher Prozentsatz davon umgehend den Verkäufern überwiesen und welcher noch zurückgehalten werden wird, darüber herrschten am Donnerstag so starke Divergenzen, dass der gesamte Deal zu platzen drohte. Man einigte sich doch noch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2013)

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