Elektroautos kommen im Schritttempo

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Elektroautos(c) EPA (MAURIZIO GAMBARINI)
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Der Hype um Elektroautos ist vorbei, bevor er richtig begonnen hat. Autos, Ladestationen und Fahrer sind Mangelware. Nur der US-Autobauer Tesla bringt der Branche Hoffnung.

Vergangene Woche hat es einen Pionier der Elektromobilität erwischt. Der Israeli Shai Agassi musste sein Unternehmen Better Place in Insolvenz schicken. Die Idee, Batteriewechselstationen für Elektroautos zu bauen, kostet zwar 850 Millionen Dollar, ging letztlich aber nicht auf. Das Beispiel ist symptomatisch für eine Branche, die bisher nur in der Nische der Nische ein Zuhause gefunden hat.

Die Träume von der elektrischen Zukunft im Straßenverkehr sind vorerst geplatzt. Oder glaubt irgendjemand noch ernsthaft, dass in sieben Jahren 250.000 Elektroautos über Österreichs Autobahnen fahren werden, wie es Politiker seit Jahren trommeln? Allen, die jetzt zu rechnen beginnen, sei eine ernüchternde Zahl nachgeliefert: Im Vorjahr waren hierzulande gerade einmal 1220 Elektroautos unterwegs. Die Zahl der Neuanmeldungen war sogar rückläufig. Dabei gehen diese Zahlen im Vergleich mit weiten Teilen Europas sogar noch als Achtungserfolg durch. Ein Boom sieht anders aus.

Die Gründe für die Startschwierigkeiten der Elektroautos sind bekannt: Es gibt kaum leistbare Modelle, nach 120 bis 200 Kilometern müssen die Elektroautos stundenlang an die Steckdose, notwendige Schnellladestationen gibt es viel zu selten.


Aktie steigt. Dennoch wäre es verfehlt, die E-Autos schon als Rohrkrepierer abzuschreiben. Dass die Branche durchaus Zukunft hat, zeigt etwa das US-Unternehmen Tesla. Im Vorjahr noch totgesagt, kletterte die Aktie des Elektroautobauers heuer um über 176 Prozent nach oben. Der Grund dafür: Das Modell S, eine rein elektrische Limousine, findet in den USA starken Absatz. 500 Stück des 70.000 Dollar teuren Wagens laufen jede Woche im früheren Toyota-Werk im kalifornischen Fremont vom Band. Wer heute bestellt, bekommt seine Tesla-S-Limousine erst Anfang November.

Nach den ersten Quartalsgewinnen in der Geschichte zahlte Tesla eben einen 451 Millionen Dollar schweren Kredit der US-Regierung zurück – neun Jahre früher als geplant. Schon 2008 hat Tesla mit dem E-Sportwagen Roadster neue Maßstäbe gesetzt. Von null auf hundert in 3,7Sekunden? Tesla wusste, wie Elektroautos ihr Öko-Birkenstock-Image ablegen können.

Auch in Europa blüht die Branche langsam auf. Renault und Nissan haben die ersten attraktiven Modelle im Sortiment. Deutsche Autobauer wollen im Sommer nachlegen. Sie setzen auf Plug-in-Hybride mit Elektro- und Verbrennungsmotor. Die zusätzliche Auswahl wird den Elektroautos helfen. Noch wichtiger für ihren Erfolg ist aber der Preis. Fast die Hälfte aller potenziellen Käufer will erst zuschlagen, wenn die Stromautos langfristig günstiger sind als herkömmliche Autos, so das Ergebnis der „PwC Electric Vehicle Survey 2012“. Dafür wären die Kunden bereit, bei der Anschaffung maximal 5000 Dollar mehr auszugeben als für Benziner. Heute kosten Elektroautos fast das Doppelte.

Mit sinkenden Batteriepreisen wächst die Hoffnung auf günstigere E-Autos. Bis dahin ist ihr Erfolg aber durch Förderungen erkauft. Die USA sind keine Ausnahme: Bei jedem verkauften Tesla zahlen alle amerikanischen Steuerzahler (unfreiwillig, aber doch) rund 7000 Dollar mit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2013)

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