Ditz: Wechselvolle Karriere um eine Wendung reicher

Michaela Bruckberger
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Der ehemalige ÖVP-Minister hielt die meisten Funktionen nur kurz. Nach dem Rücktritt bei der Hypo stehen erst einmal Marathon-Vorbereitungen an.

Johannes Ditz (61) hat einmal mehr bewiesen, dass er kein Sesselkleber ist. Der ehemalige ÖVP-Wirtschaftsminister hat den Vorsitz des Aufsichtsrates der Hypo-Alpe-Adria zurückgelegt, weil er mit dem Umgang der Politik mit der notverstaatlichten Bank unzufrieden war und sich zu wenig eingebunden gefühlt hat. Es war nur eine von zahlreichen exponierten Positionen, die Ditz im Laufe seiner wechselvollen Karriere innehatte und nach Unstimmigkeiten mit Eigentümern oder Politik wieder aufgab.

Geboren am 22. 6. 1951 in Kirchberg am Wechsel hat Ditz die Handelsakademie in Wiener Neustadt und dann die Wirtschaftsuniversität Wien abgeschlossen.

Politische Karriere

  • 1987-1988: Nach Zwischenschritten bei der Industriellenvereinigung und der Abteilung für Wirtschaftspolitik der ÖVP wurde er mit noch nicht ganz 36 Jahren Staatssekretär im Finanzministerium, allerdings vorerst nur bis 1988, als er sich mit dem damaligen ÖVP-Obmann Alois Mock überwarf.
  • 1991-1995: Ditz war abermals Finanzstaatssekretär
  • 1995-1996: Für gut ein Jahr - bis Juni 1996 - wurde Ditz Wirtschaftsminister in Wolfgang Schüssels Kabinett. Er legte freiwillig seine Funktion zurück, nachdem der bei der Wahl 1995 proklamierte "Schüssel-Ditz-Kurs" keinen Anklang gefunden hatte. 1996 schied er auch aus dem Nationalrat aus, dem er seit 1989 mit Unterbrechungen angehört hatte.

Staatsnahe Wirtschaft

Ditz wechselte nach seinem Ausscheiden im Nationalratvorerst in die staatsnahe Wirtschaft und wurde stellvertretender Generaldirektor der Post & Telekom Austria. 1999 übernahm er gemeinsam mit Rudolf Streicher (SPÖ) den Vorstand der ÖIAG, wo er im September 2001 gehen musste, als Schwarz-blau statt Rot-Schwarz die Regierung stellte. 2004 wurde er interimistisch für neun Monate Vorstand der Energie Steiermark AG (ESTAG), 2006 für fünf Wochen Vorstandsvorsitzender der A-Tec. "Unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung" des Unternehmens führten damals zum Zerwürfnis mit A-Tec Gründer Mirko Kovats.

Ditz war 2001-2002 ein gutes Jahr lang Aufsichtsratsvorsitzender der AUA, wo er die Ablöse des Führungsduos Bammer/Rehulka durchsetzte, aber selbst gehen musste, weil er nicht mehr ÖIAG-Vorstand war. 2003-2005 war er, unterbrochen von seiner Vorstandstätigkeit bei dem Unternehmen, Aufsichtsratschef bei der ESTAG, wo er die Suspendierung der drei damaligen Vorstandsdirektoren durchdrückte. Gehen musste er nach dem Machtwechsel in der Steiermark von ÖVP zu SPÖ.

Seit 2010 Hypo-Aufsichtsratchef

Seit 2010 führte er den Aufsichtsrat der Hypo Alpe Adria, wo er nun das Handtuch geworfen hat, weil er nicht mehr das Vertrauen der Bundesregierung fühlte.

2007 bis 2010 war Ditz auch Präsident der zum Wirtschaftsbund gehörenden Julius-Raab-Stiftung, seit Jänner 2010 und noch bis 2018 ist er eines der vier von der Bundesregierung bestellten Mitglieder des Universitätsrates der Universität Wien. Die nun durch seinen Rücktritt bei der Hypo Alpe Adria freiwerdenden Zeit will Ditz auch dazu nutzen, sich auf den nächsten Marathon in Irland gut vorzubereiten.

(APA)

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