Der fliegende Wechsel von der Politik in den Lobbyismus ist vielfach kritisiert worden. Und doch gibt es derzeit wieder einen aktuellen Fall in Deutschland: Der Staatsminister im Bundeskanzleramt, Eckart von Klaeden, wechselt Ende 2013 in die Abteilung Politik und Außenbeziehungen beim Autohersteller Daimler.
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Ebenfalls wenig Zeit zwischen politischer und beratender Karriere ließ Benita Ferrero-Waldner, frühere Außenministerin in Österreich und EU-Kommissionsmitglied, vergehen. 2010, nach dem Ende ihrer Tätigkeit in Brüssel, profitierten sogleich Unternehmen von ihren Kontakten und Wissen. Seit Februar 2010 ist sie im Aufsichtsrat der Versicherungsgesellschaft Munich Re tätig. 2012 wurde sie zur neuen Aufsichtsratsvorsitzenden der Alpine Holding bestellt. "Wir werden in Österreich und im Ausland von den hervorragenden Kontakten der ehemaligen Diplomatin profitieren", hieß es dazu in einer Stellungnahme.
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Auch Exkanzler Alfred Gusenbauer hat in seinem Post-Politiker-Dasein vor allem als Berater von sich reden gemacht: Ob als Aufsichtsratsmitglied für die deutsche Tochter des Novomatic-Konzerns oder des Bergbaukonzerns Gabriel, als Berater für das Ostgeschäft der WAZ oder als außenpolitischer Berater des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew: Gusenbauer ist bestens vernetzt
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Neben Alfred Gusenbauer sind auch Romano Prodi, der frühere polnische Präsident Alexander Kwasniewski und Tony Blair beratend für Nasarbajew tätig. Blair stand deswegen auch in der Kritik - doch konnte er sein Image mittels wohltätigem Engagement aufbessern. Er unterhält die Tony Blair Faith Foundation für interreligiösen Dialog, mit der Tony Blair Sports Foundation unterstützt er Jugendsport und die Tony Blair Africa Governance Initiative will er Afrikas Entwicklung fördern. Siehe auch: http://www.tonyblairoffice.org/
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Umstritten war der fliegende Wechsel des früheren deutschen Kanzlers Gerhard Schröder vom Berliner Kanzleramt zum Aufsichtsratschef der North Stream AG, einer Tochterfirma des russischen Staatskonzerns Gazprom, im Jahr 2005. Schon als Regierungschef hatte er das Projekt unterstützt. Selbst Parteifreunde waren damals entsetzt.
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Auch der frühere deutsche Außenminister Joschka Fischer ist ein vielgefragter Lobbyist: Er schloss 2009 einen Vertrag mit den Energieunternehmen RWE und OMV ab. Er berät die Firmen für den geplanten Bau der Nabucco-Pipeline - das Konkurrenzprojekt zu North Stream. Außerdem lobbyierte Fischer für BMW, die Siemens AG und den Handelskonzern Rewe - für letzteren als Berater in Öko-Belangen.
Für RWE ist unter anderem auch Wolfgang Schüssel tätig. Außerdem ist Schüssel seit April 2007 Kuratoriumsmitglied der Bertelsmann Stiftung und sitzt im europäischen Aufsichtsrat von Investcorp, einer Investmentfirma.
(c) Die Presse (Clemens Fabry)
Wenn aus Politikern Lobbyisten werden
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