Die griechische Regierung will verhindern, dass Proteste die Tourismussaison stören. Es geht um rund 2000 Staatsbedienstete, die ursprünglich in diesem Juni gehen sollten.
Athen/Wien/Ag./Aga. Die griechische Regierung braucht mehr Zeit, um die versprochenen Kündigungen im staatlichen Bereich umzusetzen. Regierungschef Antonis Samaras befürchtet, dass es mitten in der für das Land wichtigen Tourismussaison erneut zu Protesten kommen könnte, und will die Troika der internationalen Geldgeber um Aufschub bitten. Es geht um rund 2000 Staatsbedienstete, die ursprünglich in diesem Juni gehen sollten.
Die Regierung will das Thema ansprechen, wenn die Troika aus Europäischer Zentralbank (EZB), Internationalem Währungsfonds (IWF) und Kommission kommenden Montag nach Athen reist. Die Kündigungen sollten „am besten nach der Sommerzeit in Gang gesetzt werden“, sagte ein hoher Beamter des Finanzministeriums, der an den Verhandlungen mit den Geldgebern teilnimmt.
Demos haben geschadet
Griechenland rechnet dieses Jahr mit einem neuen Rekord, rund 17Millionen Touristen werden im Land erwartet. Allerdings haben die landesweiten Proteste dem Tourismus in den vergangenen Jahren geschadet: Während 2010 noch 500.000 Österreicher in Griechenland urlaubten, waren es im vergangenen Jahr nur noch 450.000.
Der Fremdenverkehr ist für die Stabilität des Landes von existenzieller Bedeutung. Der Tourismussektor macht 18 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung Griechenlands aus – das entsprach im vergangenen Jahr etwa zehn Milliarden Euro an direkten Einkünften aus dem Fremdenverkehr. Die Branche stellt zudem jeden fünften Arbeitsplatz.
Zurzeit werden Griechenlands Bücher von der Troika geprüft. Es geht um die Freigabe einer weiteren Hilfstranche in Höhe von 3,3 Milliarden Euro für das seit Jahren pleitebedrohte Euroland.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2013)