Raus mit der Politik aus der Kultur!

Salzburg wird nie einen guten Festspielintendanten finden, solange der sich mit Kuratoren herumschlagen muss.

Ein unwürdiges Spiel. Der Festspielintendant hat – nach fortwährenden, unerquicklichen Auseinandersetzungen um das Budget – die Konsequenzen gezogen und mit einem der berühmtesten Opernhäuser der Welt verhandelt. Die Saat ist aufgegangen: Alexander Pereira wird Chef der Mailänder Scala.

Immerhin hat ja einer der verantwortlichen Salzburger Politiker, Bürgermeister Schaden, längst offiziell verlautbart, eine Verlängerung von Pereiras Vertrag komme nicht infrage. Jetzt wird heftig Halali geblasen – Pereira müsse sofort gehen. Festspiele könne man nicht nebenher führen.

Das klingt aus dem Mund der Salzburger Honoratioren unglaubwürdig, denn Pereiras Vorgänger Jürgen Flimm gestand man zu, die Salzburger und die Ruhr-Festspiele gleichzeitig zu führen. Man mag also Pereira persönlich nicht. Darauf darf man es reduzieren. Und Pereira mochte die Salzburger Gremien nicht – das hat er nicht weniger ungalant zu verstehen gegeben, indem er jedesmal mit Rücktritt drohte, wenn irgend etwas nicht nach seinen Vorstellungen zu gehen drohte.

Man ist sich an der Salzach nichts schuldig geblieben – und hat damit nur eines demonstriert: Die Festspielverwaltung muss so rasch wie möglich reformiert, modernisiert werden. Wie sie derzeit im Gesetz festgeschrieben ist, entspricht sie den vorsintflutlich-monarchischen Kriterien der Karajan-Ära: Der Potentat entscheidet, ein Kuratorium segnet Entscheidungen pro forma ab.

Heute reden die Kuratoren mit. Welcher Manager will sich mit Gremien herumschlagen, in denen Politiker und Vertreter der Fremdenverkehrswerbung sitzen? Welchen Stellenwert die Kultur dabei spielt, kann sich der gelernte Österreicher ja ausrechnen.

Schluss damit. Sonst wird sich nie ein exzellenter Intendant finden. In der aktuellen Malaise muss man froh sein, wenn einer, der im Umgang mit Salzburger Kuratorien bereits geübt ist – Sven-Eric Bechtolf oder Markus Hinterhäuser? – bereit sein sollte, in die Bresche zu springen. Eine fruchtbare Zukunftsperspektive stellt das nicht dar.

E-Mails an: wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2013)

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