Wer beim Hypo-Kärnten-Deal im Hintergrund die Fäden zog

Hypo Kaernten Deal Hintergrund Faeden
Hypo Kaernten Deal Hintergrund Faeden(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Der Hypo-Kärnten-Deal ist seit letzten Freitag unter Dach und Fach. Das hieß vor allem eines: endlich ausschlafen! Und zwar für jene, die Tag und Nacht daran gearbeitet haben.

Die Hypo Kärnten wurde vergangenen Freitag verkauft. Das ist bekannt. Auch, dass Hypo-Boss Gottwald Kranebitter und der indischstämmige Brite Sanjeev Kanoria den Vertrag unterzeichnet haben. Wer jedoch die Ameisen im Hintergrund waren, die den – viel kritisierten – Abschluss ermöglicht haben, wissen nur wenige. Die Mitglieder der Verhandlungsteams strahlten uns nämlich weder aus Zeitungen noch aus dem Fernsehen entgegen.

Zum Lachen dürfte ihnen allen in den letzten Monaten auch nur selten zumute gewesen sein. Dieser Tage sei es nicht ganz einfach, eine Bank zu verkaufen, sagt Peter Winkler, der Anwalt der Hypo Alpe Adria, lakonisch. „Die Käufer haben uns nicht gerade die Türen eingerannt. Und gleichzeitig gab es einen Verkaufsauftrag aus Brüssel. Der Druck hat es uns nicht leichter gemacht.“ Vonseiten der Hypo bereitete Dealmanagerin Elisabeth Hackl die Transaktion vor. Die Leiterin der Merger-&-Acquisitions-Abteilung ist mit ihrem Team bereits seit 2010 damit beschäftigt, einen EU-konformen Verkaufsprozess vorzubereiten. Schon 2011 hielt man nach Interessenten Ausschau. Diese gab es nicht. Daher fiel auch die Entscheidung, die Bank aus der Mutter abzuspalten, „um das Unternehmen für einen Investor attraktiv und verdaulich zu machen“, sagt Hackl. Die Spaltung ging im Sommer 2012 über die Bühne. Im Herbst startete der Verkaufsprozess von Neuem. Klaus Requat von TJP Advisory und Investmentbanker von J.P. Morgan halfen dabei.

Für Hackl eine spannende Aufgabe. Sie hat schon viele Transaktionen geleitet, zuletzt den Verkauf der kroatischen Aluminium-Unternehmen Alu-Flex-Pack und TLM-TVP, der größten Industriebeteiligung der Hypo Alpe Adria. Aber eine Bank hat die Betriebswirtin noch nie veräußert. Die größte Herausforderung sei gewesen, dass all das, was vertraulich ist, auch wirklich vertraulich bleibt. „Für die Gegenseite war es nicht vertrauenserweckend, dass in Politik und Medien dauernd Negativmeldungen über eine gesunde Bank verbreitet wurden“, sagt sie.

„Wir waren gefordert“

In der Tat seien seine Mandanten immer wieder verunsichert gewesen, ihr Offert würde vielleicht nur dazu verwendet, den Preis hochzutreiben, sagt Christian Hoenig. Der Anwalt vertrat mit seinen Kollegen Richard Wolf, Martin Abram, Andrea Gritsch und Philipp Trefil den Briten bei dem Erwerb seiner ersten Bank in Europa. Die Professionalität des britischen Mediziners hat ihm imponiert. Noch mehr beeindruckt hat Hoenig aber ein anderer Mann, Murli Khemka. Der Chefverhandler der Familie Kanoria (und Senior Vice President bei Srei Infrastructure Finance) weilte viele Wochen in Wien. Medial blieb er im Hintergrund. Bei jeder Verhandlungsrunde saß er jedoch am Tisch und gab die Richtung vor. „Auch uns hat er gefordert“, schmunzelt Hoenig. Pausen seien Khemka fremd gewesen. Meist ließ er sich erst nach einem 14-Stunden-Tag zu einem vegetarischen Arbeitsessen und Tee bewegen.

Ein Anwalt müsse eben nicht nur fachlich eins a, sondern auch zeitlich sehr flexibel sein, sagt Hackl. Sie und ihr Team waren es nämlich auch. Wochenenden und Feiertage gab es in der letzten Kernphase nicht mehr. Auch für Winkler nicht. Er sei im Schnitt nur auf vier Stunden Schlaf und 100 Arbeitsstunden pro Woche gekommen. Und sein Mitarbeiter, Gregor Petric, habe sich ebenfalls „totgearbeitet“. Seitdem der Vertrag unterzeichnet worden ist, ist es ein bisschen ruhiger geworden. Er habe sich jedenfalls einmal ausschlafen können. Die anderen, so hofft er, auch.

E-Mails an: judith.hecht@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2013)

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