Festwochen: Meditation im Dschungelcamp

Festwochen Swamp Club
Festwochen Swamp Club(c) Festwochen: Martin Argyroglo
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„Swamp Club“ von Philippe Quesne im Museumsquartier wirkt trotz schöner Musik und eines herzigen Maulwurfs einschläfernd.

Gaswolken, die Menschen verhüllen, erwecken in diesen Tagen angesichts der Ereignisse in Istanbul unbehagliche Gefühle. Aber keine Sorge: Es ist nur Theater. Im Museumsquartier zeigt der französische Bildhauer und Bühnenbildner Philippe Quesne „Swamp Club“. Swamp bedeutet Sumpf. Auch das ist derzeit ein bedrohlicher Begriff.

Hier handelt es sich um eine „zärtliche Utopie“, wie der Untertitel der Performance lautet. Sie bezieht sich u.a. auf „Patience“ von Pieter Bruegel d.Ä., der in diesem überreichen, symbolträchtigen Bild auch religiöse Konflikte seiner Zeit verarbeitete.

Was ist im MQ zu sehen? Eine Künstlergruppe findet sich zu einer Art All-Inclusive-Urlaub ein. In einem tropischen Garten stehen in einem Weiher Reiher. Alles ist künstlich. Angebote für Entspannung, Bildung, kreative Erlebnisse flimmern über ein Spruchband. Aus einer Höhle wabert Trockeneis. Desgleichen in einem Glaskasten, dort befindet sich die Sauna. Touristen kommen mit Koffern an, werden von der Mannschaft des Wellnesstempels empfangen, legen ihre Kleidung ab und erscheinen in Bademänteln wieder. Im Glaskasten gibt es ein zweites Band mit Leuchtschrift. Dort wird die Geschichte vom Zwergenkönig erzählt, der tief in der Erde hauste und Sehnsucht nach Licht hatte. Er grub sich mit seinen Fingernägeln der Sonne entgegen, wurde geblendet, schrumpfte und verwandelte sich in den Maulwurf. Ein riesiger Maulwurf ist es dann auch, der aus der Höhle auftaucht wie ein sterbender Wal und die Künstlergruppe warnt. Eine Katastrophe steht bevor.

Das Paradies soll zerstört werden und einem Urbanisierungsprojekt weichen. Nun erscheint Robin Hood und rettet die Kreativurlauber. Anfangs wird Musik eingespielt – Melancholisches von Schostakowitsch, Schubert sowie Mozart. Die Performance entfaltet sich in Zeitlupentempo, was geredet wird, versteht man kaum.

Quesne nimmt Anleihen an Environments der bildenden Kunst. Sein postdramatisches Theater – ein Begriff, der jetzt gern verwendet wird, für darstellende Kunst, die sich mit Textflächen und optischem Cross-over, ohne Rücksicht auf Gesetze der Bühne dem „Anything goes“ hingibt – wirkt teils charmant, überwiegend aber langweilig. Lustig war, dass bei der Premiere Dienstag die Besucher bei dieser Meditation im Dschungelcamp einander zwischendurch fragend und forschend anschauten: Guckst du noch, oder schläfst du schon? bp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2013)

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